"Die Schüler der Madame Anne" Rührstück über den Wandel einer Horror-Klasse

Düsseldorf · Schon wieder eine dieser verhaltensauffälligen Schulklassen: Diesmal ist es die 11. Klasse am Leon-Blum-Gymnasium im Pariser Brennpunkt-Vorort Creteil. Keiner der Schüler wird das Abi schaffen, gut sind die Jugendlichen nur im Verweigern, so ist das Unterrichten bei ihnen eine Qual.

 Madame Anne vor ihren Schülern.

Madame Anne vor ihren Schülern.

Foto: dpa, lus

Nur nicht für die kleine, resolute und erfahrene Madame Anne (Ariane Ascaride). Denn die unterrichtet immer noch gern und hat keine Lust auf schlechte Stimmung. Also macht sie klare Ansagen, bekommt Respekt - und meldet die Klasse gleich für einen Wettbewerb an. Thema: der Holocaust und die französische Résistance.

Nun beginnt das endlose Wunder in "Die Schüler der Madame Anne": Die gerade noch so aufsässigen Jugendlichen finden sich freiwillig nachmittags in der Schule ein, um Bücher zu wälzen und über die Nazi-Zeit zu recherchieren. Sie arbeiten nicht nur unermüdlich an einer Präsentation, sondern beginnen auch noch den Rassismus und die Ausgrenzungsmechanismen in der eigenen Gruppe zu hinterfragen, und so steht der Fahrt zur Endrunde des Wettbewerbs nichts mehr im Wege. Wie Madame Anne dieses Wunder vollbringt, bleibt unklar. Auch wie sich all die anfänglichen Aggressionen innerhalb der Klasse auflösen, hätte man gern gewusst. Stattdessen gibt's plötzliche Wandlungen, unerwartete Bekenntnisse und ein Finale, das man schon hatte kommen sehen, in dieser dramaturgischen Schlichtheit allerdings nicht für möglich gehalten hat.

Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit, darauf wird der Zuschauer ausdrücklich hingewiesen, als sei den Filmemachern schon klar gewesen, dass ihre Handlung absolut unwahrscheinlich erscheint. Doch will man ja auch gar nicht bezweifeln, dass auch abgeschriebene Klassen es schaffen können. Man hätte nur gern nachvollzogen, wie. Es bleibt das Geheimnis der Madame Anne.

"Die Kinder der Madame Anne", Frankreich 2015. Drehbuch, Regie: Marie-Castille Mention-Schaar. Laufzeit: 105 Minuten.

(dok)
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