Schauspielerinnen-Porträt Die Jederfrau - Das Geheimnis der Veronica Ferres

Düsseldorf (RP). Warum sie? Veronica Ferres ist das beliebteste Stilvorbild für deutsche Frauen, obwohl sie so extravagant gar nicht ist. In Wahrheit ist dies der Grund für ihren Erfolg.

Die Stil-Vorbilder der deutschen Frauen
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Immer noch ist die Loreley die schönste Filmrolle der Veronica Ferres. In "Rossini" (1996) spielte sie quasi sich selbst: Eine junge Schauspielerin, die mit einer Mischung aus Klugheit, Härte und Erotik den Film-Part der Loreley ergattert. Sie sei, so heißt es über sie, die Frau, von der alle träumen.

Zugleich nennt sie sich in "Rossini" Schneewittchen und flankiert damit das Unheimliche der Loreley mit der ent-sexualisierten Erotik des Märchenwaldes.

Versuchung und Entwarnung

Ferres war eben beides: Versuchung und Entwarnung. Seitdem ist sie so etwas wie die weibliche Ikone für Klinsmann- Deutschland: Ein Land entdeckt sich selbst als Märchen, aber ohne den elenden Hang zur Schwere. Dass Ferres zunächst als komödiantische Wuchtbrumme gebucht war, ist in gewisser Hinsicht folgerichtig.

Was sie bot, war die Parodie der Normalität, die sie immer auch verkörpert. "Schtonk" (1992); die Rolle der naiven Sekretärin in der TV-Reihe "Unser Lehrer Doktor Specht" — die komödiantische Seite der Ferres betonte die gleichsam dürftige Seiten der Normalität: intellektuelle Begrenztheit; leicht plumpe Sinnlichkeit.

Superweib und Sehnsuchtsbild

Im "Superweib" (1996) näherte Ferres sich dem Typus an, für den sie heute steht: die außergewöhnliche Normale — ein Vorbild für Frauen, weil sie nicht völlig abgehoben im Himmel der Stars schwebt; eine Sehnsuchtsbild für Männer, weil die von etwas träumen können, das im richtigen Leben so weit weg nicht ist. Kein Wunder, dass die Werbung Veronica Ferres entdeckt hat.

Die ernsten Rollen überwiegen bei ihr mittlerweile — so kann sie zeigen, dass sie ihr Handwerk gelernt hat. "Die Manns", "Klimt", "Neger, Neger, Schornsteinfeger" — wie bei den komischen Rollen bleibt auch im Tragischen bei Ferres so etwas wie Bodenhaftung spürbar. Insofern gehört es zu den aufschlussreichsten Details ihrer Vita, dass sie auch die Buhlschaft in Hofmannsthals "Jedermann" gespielt hat. Man ahnt: Es ist wohl auch unsere Tragik.

Ihr Lebenslauf ist unspektakulär solide. Geboren 1965 in Solingen als Tochter eines Kartoffelhändlers; Abitur; Studium der Germanistik und der Theaterwissenschaften; Schauspielunterricht. Auf ihrer Homepage nennt sie die Dialekte, die sie beherrscht (Kölsch, Solinger Platt, Ruhrpott), notiert ihre Stimmlage (Mezzosopran) und weist auf Tanzfähigkeiten hin (auch: Bauchtanz). So schreibt jemand, der weiß, was Arbeit bedeutet.

Heute ist sie verheiratet und Mutter einer Tochter. Der Wandel zur reifen Frau ist nicht nur in ihren Rollen sichtbar. Die neue Reife bleibt aufgelockert von einem Zug ins Mädchenhafte; in ihren weichen Gesichtszügen schwingt das Versprechen von Jugend mit.

Und so möchte man mit dem Lob Jedermanns auf seine Buhlschaft schließen, ganz nebenbei eine Skizze für das Sehnsuchtsbild, das Veronica Ferres als Jederfrau verkörpert: "Du schlägst die Lichter mit eigenem Schein,/ Deine Red ist süßer als Schalmein,/ Ist alls für mich zu dieser Stund/ Wie Balsam für die offne Wund."

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