WDR-Film "Frau Böhm sagt Nein" Die Frau, die Klaus Esser stürzte

Im WDR-Film "Frau Böhm sagt Nein" spielt Senta Berger die Düsseldorferin, die ihren Chefs nach der Übernahme durch Vodafone die Zahlung der Millionen-Prämien verweigerte – und so die Mannesmann-Affäre ins Rollen brachte.

Szenen aus "Frau Böhm sagt Nein"
17 Bilder

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Im WDR-Film "Frau Böhm sagt Nein" spielt Senta Berger die Düsseldorferin, die ihren Chefs nach der Übernahme durch Vodafone die Zahlung der Millionen-Prämien verweigerte — und so die Mannesmann-Affäre ins Rollen brachte.

Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen, das betont der WDR schon im Vorspann des Films "Frau Böhm sagt Nein", wären rein zufällig. Deshalb heißt der übernahmereife Konzern Hewaro und nicht Mannesmann, sein Vorstandschef Horst Hochfeld und nicht Klaus Esser, sein britischer Kontrahent Ron Rickmann und nicht Chris Gent, die Firma heute Redwater und nicht Vodafone.

Als Rita Böhm spielt Senta Berger daher auch nicht die Düsseldorfer Sachbearbeiterin Helga Anna Schoeller, die sich im Februar 2000 nach der verlorenen Übernahme-Schlacht gegen Vodafone weigerte, auf der Grundlage eines zweiseitigen Vorstandsprotokolls insgesamt 30 Millionen Euro "Anerkennungsprämien" auszuzahlen, die der damalige Mannesmann-Aufsichtsratvorsitzende Joachim Funk und der Vorstandsvorsitzende Klaus Esser sich selbst und anderen genehmigen wollten.

Schoeller, damals einen Monat vor ihrem Ruhestand, hatte einen vergleichbaren Vorgang in 25 Jahren im Behrensbau nicht erlebt — und wandte sich an einen Wirtschaftsprüfer. Das brachte die Mannesmann-Affäre überhaupt erst ins Rollen. Ohne Helga Anna Schoeller hätte es die Anklagen gegen Funk, Esser, Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann und Ex-IG Metall-Boss Klaus Zwickel vielleicht nie gegeben.

"Ich war Tarifangestellte, ich konnte die Zahlung eigentlich nicht verweigern. Aber ich saß 25 Jahre auf der Stelle. Ich wusste, was zu tun war", so die echte Helga Anna Schoeller im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie finde es großartig, dass Senta Berger die Rolle in dem Film übernommen habe, auch wenn die Darstellung natürlich nicht biografisch sei und der ganze Film schon aus juristischen Gründen ja keine Dokumentation sein dürfe: "Der Film ist sehr sanft, er ist von der Realität noch ein ganzes Stück weit entfernt. Aber meine grundsätzliche Haltung wird deutlich: Das kann man nicht machen, das ist nicht in Ordnung."

Senta Berger (67) sieht der damals 62-jährigen Sachbearbeiterin, die für viele "Mannesmänner" zur Verkörperung der Werte und Traditionen der 110-jährigen Firmengeschichte wurde, nicht sonderlich ähnlich und spielt die Rolle extrem zurückgenommen. Die sonst vor Vitalität sprühende Schauspielerin bewegt sich mit ängstlichem Gang durch die Szenen und bricht in Gesprächen den Augenkontakt ab. Am liebsten würde sie gar nicht wahrgenommen.

Bis zuletzt, so Drehbuchautorin Dorothee Schön, habe Senta Berger große Angst gehabt, ob sie als "Frau Böhm" glaubhaft wirke oder erscheine, als habe sie sich lediglich als graue Maus verkleidet. In ihrer Darstellung der Rita Böhm, so Senta Berger, habe sie sich nicht an Helga Anna Schoeller orientiert: "Rita Böhms Lernprozess ist das Interessanteste an der Figur. Daran können wir unsere eigene Gleichgültigkeit, ja Feigheit erkennen und auch, dass wir sie überwinden können."

Und die wirkliche Helga Anna Schoeller? "Meine ganz schwere Zeit kam erst danach", sagt sie. Hin und her gerissen gewesen sei sie, zwischen Loyalität und "etwas sagen müssen". Im Prozess als Zeugin auszusagen, das habe ihr sehr zugesetzt. Den Fortgang des Verfahrens verfolgte sie als Zuschauerin. "Da habe ich die Welt nicht mehr verstanden", sagt sie heute mit dem Abstand von zehn Jahren, "dass solche Leute einmal für 130.000 Menschen verantwortlich waren."

(RP)
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