Kinofilm "Der Medicus" nach Noah Gordon überzeugt mit starken Bildern

Düsseldorf · Bereits 1986 ist der Roman erschienen, erst jetzt kommt die Verfilmung. Das ist für einen Bestseller eine lange Zeit, man kann von einer schweren Geburt reden. Als Grund wird die Unverfilmbarkeit des Stoffes genannt, Noah Gordons Buch sei mit 900 Seiten zu dick für einen Kinofilm. Diese Erklärung überzeugt nicht, denn unverfilmbar sind Romane nur, wenn sich zu viel in den Köpfen ihrer Protagonisten abspielt. "Der Medicus" hat eine starke äußere Handlung, sie musste lediglich komprimiert werden.

Szenenbilder "Der Medicus"
5 Bilder

Szenenbilder "Der Medicus"

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Es geht um einen Engländer, Rob Cole, der nach dem Tod seiner Mutter beschließt, Arzt zu werden. Ein Bader bringt ihm die Grundlagen der Medizin bei, doch um Meisterschaft zu erlangen, muss Rob Cole nach Persien reisen. Hier findet er in dem weisen Ibn Sina einen erstklassigen Lehrmeister. Nachdem er eine Obduktion vorgenommen hat, wollen ihn religiöse Fanatiker hinrichten.

Die Produzenten Wolf Bauer und Nico Hofmann nennen als Vorbilder deutsch finanzierte Bestseller-Adaptionen wie "Der Name der Rose", "Das Geisterhaus" und "Die Päpstin". Tatsächlich ist "Der Medicus" frei von deren Fehlern. Die genannten Vorbilder krankten an fehlbesetzten Prominenten. Im "Medicus" gibt es keinen Gastauftritt von Heino Ferch als Sultan oder Nora Tschirner als Haremsdame.

Die einzigen Weltstars, Ben Kingsley und Stellan Skarsgard, wurden passenderweise als berühmte Mediziner besetzt: der Bader und Ibn Sina sind Stars auf ihrem Gebiet. Die Titelrolle wurde einem völlig Unbekannten anvertraut, Tom Payne, der seine Sache gut macht, insgesamt jedoch zu sehr als Teenie-Idol eingesetzt wird.

Regisseur Phillip Stölzl hat bisher Musikvideos und Opern inszeniert, vielleicht erklärt das die Musikalität des Films. Für ein Meisterwerk ist er zu vorsichtig, da fehlt der Mut zum Exzess.

Aber "Der Medicus" ist rundum gelungen, und das war nicht zu erwarten. llll

(RP)
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