"Der Hobbit"-Schauspielerin Evangeline Lilly "Es ist macht mir Freude, Jungs zu verhauen"

London · Die 35 Jahre alte Schauspielerin spielt die wehrhafte Elbin Tauriel im Finale der "Hobbit"-Trilogie "Die Schlacht der fünf Heere".

Der Hobbit: Evangeline Lilly - Ich kam zufällig zur Schauspielerei
Foto: afp, fh

Die kanadische Schauspielerin Evangeline Lilly wurde durch die Hauptrolle der undurchsichtigen Kate Austen in der Mystery-Serie "Lost" bekannt. Danach konnte man die heute 35-Jährige etwa im preisgekrönten Kriegsdrama "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" und im Actionfilm "Real Steel" erleben. 2011 engagierte Peter Jackson Lilly für seine "Hobbit"-Trilogie. In der Rolle der wehrhaften Elbin Tauriel kehrt sie nun für das große Finale "Die Schlacht der fünf Heere" auf die Leinwand zurück.

Tauriel ist eine Figur, die für den Film erfunden wurde und die im Buch nicht vorkommt. Hat das Ihre Aufgabe leichter oder schwerer gemacht?

Evangeline Lilly Diese Tatsache hat viel Druck von mir genommen. Ich glaube, dass Martin Freeman, der den Hobbit spielt, die mit Abstand schwierigste Aufgabe hatte. Er musste all den Erwartungen gerecht werden, die die Menschen im Bezug auf Bilbo hegten. Jeder einzelne Leser hat seine ganz eigene Vorstellung davon, wie Bilbo geht, wie er redet, wie er aussieht und wie er sich verhält. Das muss so ein großer Druck gewesen sein! Ich hatte nichts dergleichen auszustehen. Die Drehbuchautoren und ich konnten frei arbeiten und gestalten, weil niemand wusste, was er zu erwarten hat. Allerdings konnte mir auch niemand sagen, wie ich es machen soll.

Es hat aber nicht allen Fans gefallen, dass dieser neue Charakter eingeführt wurde.

Lilly Absolut. Aber ich möchte viel lieber eine Figur spielen, an der sich Kontroversen entzünden, als einen Charakter, über den am Ende niemand ein Wort verliert.

Warum?

Lilly Das ist viel interessanter und aufregender. Außerdem bin ich selbst ein Tolkien-Fan. Und wenn sich ein Fan richtig aufregt, sage ich: Okay, mach nur, du empfindest wirklich große Leidenschaft für Tolkien. Sich leidenschaftlich für etwas zu engagieren, ist eine ehrenhafte und respektable Sache. Wenn deine Arbeit keine Debatten auslöst, machst du wahrscheinlich nichts Bedeutungsvolles. Tolkiens Werk hat die Herzen unzähliger Menschen berührt, weil aus ihm eine universelle Wahrheit spricht. Wenn man so etwas Bedeutungsvolles anrührt, wird man immer Kontroversen auslösen. Ich begrüße und unterstütze sie. Je mehr Leute zornig sind, umso mehr finden sich auch, die Tauriel verteidigen. Solche Dinge sind doch erst das Salz in der Suppe des Lebens.

Tauriel ist eine wehrhafte Elbin. Hat es Ihnen Spaß gemacht, ordentlich auszuteilen?

Lilly Ja, es war mir eine Freude, die Jungs zu verhauen. Tatsächlich habe ich einem Stuntman versehentlich ein blaues Auge verpasst. Dafür möchte ich mich noch einmal entschuldigen.

Mussten Sie sich besonders vorbereiten? Muskeltraining oder ähnliches?

Lilly Ich hatte nicht allzu viel physische Vorbereitung auf die Rolle, denn ich war erst drei Monate vor Drehbeginn zum ersten Mal Mutter geworden. Ich konnte mich fast während des gesamten Drehs selbst um mein Kind kümmern. Aber ich hatte nicht viele Kalorien übrig, um sie in den Job zu investieren. Die Kalorien gehörten meinem Jungen! Nach dem Drehtag bin ich heimgegangen und habe gegessen. Das war meine Vorbereitung für die Rolle.

Haben Sie noch einmal die Auftritte der Elben in den "Herr der Ringe"-Filmen unter die Lupe genommen?

Lilly Ich habe mich sehr darum bemüht, es nicht zu tun. Ich habe diese Auftritte geliebt, und sie nötigen mir Respekt ab. Schauen Sie sich nur Cate Blanchett an! Ich hatte große Angst, dass ich versuchen würde, diese Darbietungen zu kopieren. Für einen Darsteller ist es essenziell, jedes Mal etwas Neues zu schaffen, wenn man eine Rolle entwirft. Ich habe bei null angefangen und mich im Wesentlichen an Tolkiens "Silmarillion" orientiert.

Warum gerade an diesem Buch?

Lilly Weil es so viel über die Herkunft der Elben verrät und für was sie stehen.

Für was steht Tauriel?

Lilly Es ist mir hoffentlich gelungen, Tauriel sowohl stark als auch feminin zu zeichnen. Ich selbst bin immer zwischen diesen Eigenschaften hin- und hergerissen. Ich mag die weibliche Sinnlichkeit sehr. Es ist nichts falsch daran, ein starkes und zugleich sinnliches Wesen zu sein. Gleichzeitig habe ich immer das Bedürfnis, mich mit Männern zu messen. Ich weiß nicht, woher das rührt, vielleicht habe ich es von meinem Vater geerbt. Auch das Ensemble von "Lost" bestand überwiegend aus Männern. Und wenn es eine physisch anspruchsvolle Szene zu drehen gab, erwachte in mir das Bedürfnis, mit Jungs zu konkurrieren.

Hatten Sie das Gefühl, während der sechs Jahre bei "Lost" attraktive Rollenangebote zu verpassen?

Lilly Ich bin nicht mit großen Zielen in die Karriere gestartet, ich wollte keine neue Angelina Jolie werden. Ich kam zufällig zu diesem Job. Wer hätte diese lukrative Rolle schon abgelehnt? Ich bin erst am Set von "Lost" erwachsen geworden. Das Gute war, dass ich einen festen Job hatte und die Leute sich um mich gekümmert haben. Auf der anderen Seite konnte ich nicht alle kreativen Seiten dieses Berufs austesten. Ich kam zu einem Punkt, an dem ich ans Aufhören dachte. Mittlerweile habe ich an einigen Projekten mitgewirkt, die fantastische, kreative Erlebnisse mit sich brachten. Die Erfahrung, dass mir dieser Beruf künstlerische Befriedigung geben kann, hätte ich gern eher in meiner Karriere gesammelt. Aber ich bereue nichts.

(RP)
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