Kinofilm "Riot Club" Der exklusive Club des schlechten Geschmacks

Der Film "Riot Club" erzählt die Geschichte einer Studentengruppe an der Universität Oxford. Ihre Herkunft und die Mitgliedschaft in einem Elite-Club scheinen ihnen eine große Karriere zu versprechen. Doch es ist keine Dokumentation, sondern ein schnell geschnittener Film voller Action, den die dänische Regisseurin Lone Scherfig gedreht hat. Der Film bringt prominente Politiker in Erklärungsnot, denn der porträtierte Club hat ein historisches Vorbild.

Szenen aus dem Film "Riot Club"
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Szenen aus dem Film "Riot Club"

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Schon der Trailer zeigt den deutlichen Kontrast zwischen der Außendarstellung und dem tatsächlichen Wesen des sogenannten "Riot Clubs". Seine Mitglieder kleiden sich zu den Treffen in weißen Hemden, Frack und Fliege. Sie gehen fein essen, nennen sich einen "Dinner Club". Doch ein Treffen der Oxford-Studenten, dass der Film nacherzählt, läuft komplett aus dem Ruder.

Edler Abend schlägt in Gewaltorgie um

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Ein Landgasthof wird zum Schlachtfeld. Die zehn jungen Männer genieren sich wie eine marodierende Jugendbande, die in Londons Southeast zuhause sein könnte. Sie zerstören Möbel und Flaschen und schlagen den Wirt später halbtot, als dieser sie zum Gehen auffordert. Die Umgangsformen der Gruppe im Vollrausch erinnern an Szenen aus dem Film "Blitz", einem düsteren Krimi über ein Polizeirevier im trostlosen Süden Londons. In "Blitz" sind junge Menschen zu sehen, die aufgrund ihrer Auswegslosigkeit oder manchmal nur aus Spaß gewalttätig werden.

Anders als den Jugendgruppen in "Blitz" stehen den Mitgliedern des "Riot Clubs" alle Möglichkeiten zur Verfügung, Karriere zu machen. Sie können quasi gar nicht scheitern. Und wenn doch, gibt es immer irgendjemanden, der sie in Schutz nimmt. So passiert es auch nach dem Gewaltexess in dem Landgasthof. Ein Mitarbeiter der Universität Oxford erklärt einem der Rowdys, dass es durchaus in Ordnung sei, Fehler zu machen. Als Fehler gelten hier offenbar schwerste Gewaltverbrechen, sogar eine Vergewaltigung wird im Film angedeutet.

David Cameron und Boris Johnson als Vorbilder?

Die Figuren, die die Schauspieler Sam Claflin ("Die Tribute von Panem - Catching Fire"), Douglas Booth ("Noah") und Max Irons spielen, haben teils historische Vorbilder beziehungsweise Vorgänger. An der Universität Ofxford existiert mit dem "Bullingdon Club" ein von der Universität unabhängiger Verein, dem man ebenfalls Gewaltausbrüche bei seinen Dinner-Treffen nachsagt. Von den Clubmitgliedern existiert ein Foto aus den 1980er Jahren. Darauf zu sehen sind der britische Premierminister David Cameron und Londons Bürgermeister Boris Johnson, beide Mitglieder der Konservativen Partei. Cameron soll nach Angaben mehrerer britischer Zeitungen verhindert haben, dass dieses Foto reproduziert oder erneut veröffentlich wird.

David Cameron sagte, von der Zeitung "The Guardian" im Jahr 2011 auf Gewalt unter Stundenten angesprochen, dass es beim Bullingdon Club keine Randale gegeben hatte. Boris Johnson ging erstaunlich offen mit derartigen Anschuldigungen um. 2007 sagte er der Zeitung "The Telegraph", dass die Gruppe an einem Abend auf allen Vieren unter einem Zaun geklettert sei, um vor der Polizei zu flüchten. Gefasst und in eine Arrestzelle gesteckt wurden Boris Johnson und seine Freunde trotzdem. In einem Restaurant hatten sie unter anderem eine Scheibe durch den Wurf eines Pflanzenkübels zerstört.

Kritiker werfen der Regisseurin Lone Scherfig vor, zu vorhersehbar und mit Wiederholungen darzustellen, wie der "Riot Club" Exzesse feiert. Doch was die drastischen Szenen aufbauen ist der Widerspruch zwischen dem Image einer Eliteuniversität und einer Gruppe ihrer Studenten. Diese Geschichte an sich ist bereits so erstaunlich wie deutlich, dass auch einzelne Szenen sie nicht zerstören können.

(ac)
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