Netflix-Serie „Maid“ erzählt von den geplatzten Träumen einer Mutter

Die Netflix-Serie „Maid“ bringt die sozialen Unterschiede im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ins Bild. Zu erleben sind mitreißende Schauspielerinnen wie Andie MacDowell.

 Andie McDowell (r.) in der Serie „Maid“.

Andie McDowell (r.) in der Serie „Maid“.

Foto: Netflix

Die 37 Dollar für den ersten Putzjob sind schnell ausgegeben: tanken, etwas zu essen kaufen. Schon ertönt aus dem Off ein Buzzer, der anzeigt, dass die Rechnung nicht aufgeht. So ist Alex' Ankunft in der neuen Realität als alleinerziehende Mutter und Putzfrau alles andere als weich.

Die junge Frau hat ihren Mann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen, ihre Tochter Maddy eingepackt und ist in ein Frauenhaus gezogen. Doch wie geht es weiter? Um einen Job zu finden, braucht sie einen Kita-Platz für Maddy. Für einen Kita-Platz braucht sie einen Job – und einen festen Wohnsitz. Schon ist sie gefangen im Hamsterrad.

Die bewegende Mini-Serie „Maid“ ist ein Überraschungserfolg bei Netflix. Kein Wunder, denn die zehn Folgen ziehen den Zuschauer schonungslos hinein in den Kosmos von Alex (Margaret Qualley aus „The Leftovers“), ohne in Sozialkitsch zu schwelgen oder komplexe Strukturen simpel aussehen zu lassen. Mitreißende Schauspieler und eine Dramaturgie, die weitgehend auf Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet, lassen die Serie nachhaltig wirken.

In Alex' großen Augen spiegelt sich die Misere: Sie muss lächeln, den Kloß im Hals herunterschlucken, den miesen Arbeitsbedingungen zustimmen und nicken. Eine andere Chance hat sie nicht. Der Staubsauger der Putzfirma, bei der sie anheuert, ist nur geliehen, den Rest der Ausstattung (inklusive Putzmittel) muss sie sich selbst besorgen. Dann zieht sie los, die Häuser der Reichen und Schönen zu putzen. Schon beim ersten Job fällt sie in Ohnmacht, weil sie nichts gegessen hat, während sie die Küche mit dem prallvollen Kühlschrank der Villa am Meer reinigt.

Dabei hatte sie selbst auch einmal große Ambitionen, hatte ein Stipendium an einem College, wollte studieren. Die Schwangerschaft kam dazwischen und ihr Mann Sean, der sie lieber zu Hause bei sich im Trailer im Wald haben wollte, als auf eigenen Füßen stehend. Aber die Stärke der Serie ist eben auch, dass sie Sean (Nick Robinson) nicht nur schlecht dastehen lässt. Mit seiner Alkoholsucht ist er ein kranker Mensch, dem man seine Liebe für die Tochter und seine eigene Hilfslosigkeit, mit dem Leben umzugehen, immer abnimmt und fast schon Mitleid für ihn entwickelt.

Margaret Qualley, die hier herausragend agiert, ist die Tochter von Andie McDowell, die hier ihre etwas durchgeknallte Mutter spielt und ebenfalls zur Hochform aufläuft. Psychisch instabil hat Mutter Paula selbst den Hang, sich mit den falschen Männern ein- und sich ausnutzen zu lassen. Durch einen Liebhaber um ihr Haus gebracht, dreht sich auch für sie die Spirale abwärts in die Obdachlosigkeit. In ihrem Auto übernachtet sie wie viele in den USA auf einem Walmart-Parkplatz.

Die Serie, die auf einem Tatsachen-Roman basiert, legt die Finger in die Wunden des amerikanischen Sozialsystems, bei dem viele durchs Raster fallen. Sie zeigt aber auch Möglichkeiten auf – die meist von einzelnen Menschen ausgehen, die hinter Fassaden blicken, Empathie besitzen und sich über Konventionen hinwegsetzen. Darin liegt die große Hoffnung in „Maid“.

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