Auch ein deutscher Film ist vertreten Das Filmfest von Venedig beginnt

Düsseldorf · Stars wie Christoph Waltz, George Clooney und Sandra Bullock sind angesagt.

Menschen zwischen Wahnsinn und Genie sind seine Spezialität. Diesmal verwandelt sich Christoph Waltz in einen Computerspezialisten, der an einem geheimen, durchaus faustisch zu nennenden Projekt arbeitet: Er will mit wissenschaftlichen Methoden die menschliche Seele erfassen, festhalten, worin der Sinn des Lebens besteht. Mephisto hat ausgedient — mit Rechnerkraft soll es gelingen. Und weil es heute schwer geworden ist, am Computer und zugleich geheim zu arbeiten, lebt Leth Qohen in dem Film "The Zero Theorem" als Eremit. Er hat sich in die ausgebrannte Ruine einer Kapelle zurückgezogen, vertraut nur noch wenigen Menschen. Natürlich ist darunter einer zu viel.

Der Sci-Fi-Thriller von Terry Gilliam gehört zum wieder überaus attraktiven Programm der Filmfestspiele von Venedig, die an diesem Mittwoch beginnen. Ein Science-Fiction-Abenteuer läuft auch gleich zur Eröffnung der 70. Ausgabe des Festivals, das damit das Älteste unter den prominenten Filmfesten ist. In Alfonso Cuaróns Weltall-Abenteuer "Gravity" spielen George Clooney und Sandra Bullock Astronauten, die nach einem Unfall außerhalb ihrer Raumstation überleben müssen. Das Werk in 3D verspricht einen spannenden Festivalauftakt.

Im Wettbewerb laufen dann Werke etablierter Meister des europäischen Kinos wie "Philomena" von Stephen Frears. Darin spielt Judi Dench eine Frau, die nach ihrem Sohn forscht, den sie einst zur Adoption freigegebenen hat. Vertreten sind auch markante Regisseure des amerikanischen Independentkinos wie David Gordon Green, Kelly Reichhardt und James Franco. Alle drei wagen sich an düstere Geschichten. In Greens "Joe" muss sich Nicholas Cage als Ex-Häftling gegenüber einem Jugendlichen bewähren. Reichhardt schildert in "Night Moves" eine Gruppe Ökoaktivisten, die einen Anschlag planen. Der Schauspieler James Franco hat mit "Child of God" eine Erzählung von Cormac McCarthy verfilmt.

Anders als zuvor in Cannes, ist Deutschland in Venedig auch im Wettbewerb vertreten. Der Düsseldorfer Philip Gröning, der mit seiner schweigsamen Mönchs-Dokumentation "Die große Stille" bereits Mut und großes ästhetisches Gespür bewiesen hat, zeigt das Familiendrama "Die Frau des Polizisten". Außerhalb des Wettbewerbs präsentiert Edgar Reitz sein Vier-Stunden Epos "Die andere Heimat — Chronik einer Sehnsucht", in dem er seine legendäre "Heimat"-Serie um eine Erzählung über das Leben im Hunsrück des 19. Jahrhunderts ergänzt. In der Nebenreihe "Orrizonti" tritt Rick Ostermann mit seinem Regiedebüt an, mit der Flüchtlingsgeschichte "Wolfskinder".

Auch Venedig bekundet Interesse an Dokumentarfilmen. Gleich zwei laufen im Wettbewerb: Der Amerikaner Errol Morris hat für "The Unknown Known" den früheren US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld nach seiner Karriere befragt. Der Italiener Gianfranco Rosi hat in "Sacro GRA" die Peripherie Roms beobachtet. Die Konkurrenz um die Goldenen Löwen endet am 7. September.

(RP)
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