"Last Night" mit Keira Knightley und Eva Mendes Das feine Gift der Eifersucht

Düsseldorf (RP). Eheliche Treue und Untreue werden wohl ein Thema bleiben, solange es diese Institution menschlicher Beziehung gibt. Deshalb werden auch immer wieder Filme über dieses Thema gedreht werden. Im Beziehungsdrama "Last Night" spielen gleich zwei verdammt hübsche Frauen die Verführerinnen: Keira Knightley und Eva Mendes.

"Last Night" mit Keira Knightley und Eva Mendes
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Bei den erfolgreichsten Liebesfilmen ist alles eine Spur zu harmonisch oder zu schmerzvoll; deshalb sind sie so erfolgreich. Die im Iran geborene, in den USA aufgewachsene Literaturwissenschaftlerin Massy Tadjedin hat sich entschlossen, bei ihrem ersten Film gerade jene Feinheiten zu betonen, die normalerweise unter den Tisch fallen.

"Last Night" ist zwar ein Eifersuchtsdrama, aber niemand schreit, wirft mit Geschirr oder greift zum Messer. Die Regisseurin hebt hervor, was sich in den Köpfen abspielt. Damit riskiert sie einen kommerziellen Misserfolg trotz prominenter Besetzung. Doch wer sich auf dieses Werk einlässt, wird dankbar sein.

Verlangen nach etwas Unerlaubtem

"Last Night" enthält dieselbe Ausgangssituation wie Arthur Schnitzlers "Traumnovelle", auf der wiederum Stanley Kubricks "Eyes Wide Shut" basiert: Ein Mann und seine Frau lieben sich, verspüren jedoch das Bedürfnis, etwas Unerlaubtes zu tun und fremdzugehen. Tadjedin hat das Personal auf vier Personen reduziert, auf das Ehepaar Joanna (Keira Knightley) und Michael (Sam Worthington), Joannas französischen Jugendfreund Alex (Guillaume Canet) und Michaels Kollegin Laura (Eva Mendes).

Jedes Detail ist in diesem Film von hoher Aussagekraft. Joannas Kleidung etwa. Ob zu Hause oder bei einem Empfang ist sie sexy und bequem gekleidet; man hat stets das Gefühl, dass sie sich in ihrem Körper wohlfühlt. Michael wirkt wie eingezwängt in seine Anzüge, mit denen er Konferenzen und Geschäftsessen aufsucht.

Selbst seine Boxer-Shorts erscheinen unförmig, etwas unmodisch. Man glaubt ihm, dass er nie vorsätzlich fremdgeht. Wäre er ständig auf Frauenjagd, würde er sich vorteilhafter anziehen. Die Besetzung ist indes nicht immer perfekt: Der Australier Sam Worthington trägt seine bisherigen Rollen mit sich herum, die Krieger aus "Avatar" und "Kampf der Titanen". In einer New Yorker Designerwohnung, an der Seite der graziösen Keira Knightley, wirkt er grobschlächtig und unbeholfen.

Fremdgehen erzeugt Schuldgefühle

Tadjedin verzichtet darauf, die Paare zu stark zu kontrastieren. Die Rivalin Laura wirkt zwar abgebrüht und körperlich robust, der Rivale Alex wiederum sanft und charmant. Doch die Gegensätze werden niemals übertrieben.

Für Joanna und Michael ist ein Fremdgang möglich, nicht zwingend. Daher hält sich die sexuelle Spannung in Grenzen, wenn sie, jeder für sich, in einem Hotelzimmer oder im verlassenen Schwimmbad, der Versuchung erliegen — mehr oder weniger. Was immer sie tun, sie werden als Folge nur ein paar Gewissensbisse verspüren. Und diese kleinen Gewissensbisse werden von der Regisseurin ernst genommen. Fremdgehen erzeugt Schuldgefühle, auch wenn es vom Partner verziehen wird.

Kein Film zum Staunen also oder zum Schwärmen. Aber ein Film zum Wiedererkennen.

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