Berlin Pathetische Liebesgeschichte zu reichlich viel Geigenschmalz

Berlin · Eine Romanze über 100 Jahre hinweg: Akiva Goldsman inszeniert mit Colin Farrell "A Winter's Tale". Das Opus kommt etwas geschwollen daher.

Wahre Liebe sprengt die Grenzen von Raum und Zeit. Dies wusste schon William Shakespeare, als er sein unsterbliches Drama "Romeo und Julia" schrieb. Mit rationalen Mitteln und dem gesunden Menschenverstand kommt man dem Phänomen nicht bei. Eine große Liebesgeschichte hat immer auch etwas Irrationales, Mystisches an sich.

Unter dieser Prämisse steht auch "Winter's Tale", das Regiedebüt des oscarprämierten Drehbuchautors Akiva Goldsman ("A Beautiful Mind"; "I Am Legend"). Seine Adaption des gleichnamigen Bestsellers von Mark Helprin bietet zwei Stunden lang bittersüßen Herzschmerz pur.

Das kann man kitschig finden oder auch herzerwärmend. In dieser übersinnlichen Love-Story geht es buchstäblich in jeder Einstellung um die ganz großen Themen: Liebe, Krankheit, Tod — und ein weißes Pferd mit Flügeln schwebt immer wieder durch die von tausend Sternen hell erleuchteten Winternächte.

Dabei ist der Plot eher simpel gestrickt. Der junge Einbrecher Peter Lake (Colin Farrell) verliebt sich um 1900 in die todkranke Beverly (Jessica Brown Findlay), die unheilbar an Schwindsucht erkrankt ist. Das Pärchen wird gejagt von dem dämonischen Schurken Pearly Soames (Russell Crowe), der im Auftrag des Teufels höchstpersönlich unterwegs ist.

Als Beverly stirbt, entkommt Peter mit seinem weißen Pferd den teuflischen Häschern und landet im New York der Gegenwart. Hier lernt er die Journalistin Virginia (Jennifer Connelly) und deren krebskranke Tochter kennen. Mit Virginias Hilfe kommt Peter seiner eigenen, verschütteten Vergangenheit auf die Spur. Aber der Teufel ist auch schon da, seine Gehilfen sinnen gleich auf Rache. Logik und Plausibilität kann man getrost vergessen, aber Goldsman versteht es gut, sein Starensemble in Szene zu setzen. Der Ire Colin Farrell ("Total Recall") ist die Idealbesetzung des herzensguten Einwanderers, der aus purer Not auf die schiefe Bahn geraten ist. Mit ungläubigem Blick himmelt er seine klavierspielende Liebste (Newcomerin Jessica Brown Findley) an. Dazu gibt William Hurt den besorgten Vater, Jennifer Connelly erlebt 100 Jahre später ein Wunder und ist ergriffen.

Unfreiwillig komisch kommen bisweilen die Schurken daher. Russell Crowe als rechte Hand des Teufels hat ein pittoreskes Narbengesicht, das bei Bedarf rotglühend anschwillt. Damit könnte er auch in der Geisterbahn auftreten. Will Smith spielt den Teufel als Ghetto-Luzifer mit blinkenden Ohrringen, der in einem dunklen Loch in der Kanalisation hockt. Zum Fürchten sieht anders aus.

Natürlich siegt das Gute und die Liebe, und der bewährte Filmkomponist Hans Zimmer sorgt in jeder Szene für den passenden musikalischem Schmalz. Weniger Geigen wären allerdings besser gewesen, das Pathos ist einfach zu dick aufgetragen. Und es scheint diese zarte Romanze fast zu erdrücken. ll

(dpa)
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