Interview zum Filmstart von "Be Cool" Christina Milian: Meine Mutter ist mein Chili Palmer

Köln (rpo). Christina Milian hat bereits als Vierjährige angekündigt, dass sie ein Star werden möchte. Wann immer sie eine Kamera entdeckte, begann sie zu singen und zu tanzen. Und weil sie genau wusste, wo sie ihren Traum realisieren konnte, zog sie mit 13 Jahren mit ihrer Mutter von Waldorf/Maryland nach Los Angeles. Milian spielt in "Be Cool" die Sängerin Linda Moon, die ebenfalls auf der Suche nach dem Erfolg ist.

 Christina Milian ist sehr glücklich, wenn sie das Schauspielern und die Musik verknüpfen kann.

Christina Milian ist sehr glücklich, wenn sie das Schauspielern und die Musik verknüpfen kann.

Foto: 20th Century Fox

Im Interview mit RP Online spricht Milian über den Unterschied zwischen dem Film- und Musikgeschäft, über ihre eigenen Erfahrungen mit den schwarzen Schafen der Branche und die Dreharbeiten mit John Travolta und Uma Thurman sowie Steven Tylor von Aerosmith.

Frage: Der Film trägt den Titel "Be Cool""? Wie wichtig ist es für Sie, cool zu sein?
Milian: Cool zu sein, hat für mich keine Relevanz. Ich fühle mich in meiner eigenen Haut sehr wohl. Für mich ist es wichtig, zu lachen und nicht über Klamotten nachzudenken. Ich bin da sehr entspannt.

In "Be Cool" steht das Musikgeschäft im Mittelpunkt. Sie selbst kennen dieses Business. In wie weit trifft der Film die Realität?
Der Film ist eine Komödie und daher natürlich überspitzt. Aber es gibt Parallelen zum wahren Leben. Warum "Chili Palmer" (John Travolta) sich in dem Film zur Musikbranche hingezogen fühlt, hat einen ganz einfachen Grund: Wie andere Ganoven glaubt auch er, dass er selbst als Newcomer in dem Business das schnelle Geld machen könnte. Es gibt keine wirklichen Regeln und nichts wird so genau genommen. Ganz anders als im Filmgeschäft. Da musst du beispielsweise pünktlich sein. So etwas gibt es in der Musikbranche nicht. Manchmal musste ich drei Stunden auf einen Produzenten warten und dachte: "Oje, das halte ich alles nicht aus." Über den Film kann ich wirklich lachen, er ist sehr interessant, weil es tatsächlich schwarze Schafe in der Branche gibt und man nicht vielen trauen kann. Aber zum Glück arbeite ich mit meiner Mutter zusammen. Ihr kann ich vertrauen, wir fällen gemeinsam Entscheidungen. Sie ist mein Chili Palmer.

Haben Sie schon einmal schlechte Erfahrungen in der Musikbranche gemacht?
Am Anfang. Ich habe zum Glück keinen dieser verrückten Verträge unterzeichnet. Aber mir wurden viele Verträge angeboten, mit denen ich mich mein Leben lang gebunden hätte. Meine Veröffentlichungen, mein Image, einfach alles hätte ich verkauft. Zunächst klingen die Verträge großartig, sie scheinen die Chance deines Lebens zu sein — bis du das Kleingedruckte liest und feststellst: Dieser Vertrag fesselt dich dein ganzes Leben lang. Ich hatte ja außerdem die Schauspielerei, so dass ich mich zu einem anderen Zeitpunkt der Musik widmen konnte. Und später hatte ich auch für die Musik die richtigen Personen getroffen.

Der wesentliche Unterschied zwischen dem Film- und Musikgeschäft sind für Sie als Künstlerin also die Verträge. Wie stehen Sie dazu, dass in der Musikbranche versucht wird, einen Künstler für ein Leben lang zu verpflichten?
Das macht mir Angst. Du weißt nie, ob du den Menschen trauen kannst, mit denen du zusammen arbeiten musst. Deine Musik ist schließlich ein Bestandteil deines Lebens. Vor allem bei Plattenverträgen werden dir viele Versprechungen gemacht: Wir können dies für dich machen, wir können das für dich machen. Aber du weißt nicht, was dabei rauskommt. Musik ist ein verrücktes Geschäft, aber es macht Spaß. Und wenn du mit Leidenschaft dabei bist, kannst du mit solchen Dingen auch umgehen. Du kannst gewinnen, du kannst aber auch verlieren. Doch nur durch die schlechten Erfahrungen lernst du dazu.

Was machen Sie lieber? Einen Film drehen oder Musik?
Nun ja, mein Beruf ist die Schauspielerei. In dieser Branche weiß ich immer, was mich erwartet, wenn ich ein Angebot bekomme. Im Musik-Geschäft investierst du permanent jede Menge Energie in die Arbeit und weißt nicht, was am Ende dabei rauskommt. Ich liebe jedoch beides und würde auch gerne weiterhin beides machen. Da war "Be Cool" natürlich ideal.

Und was liegt Ihnen mehr?
Auf jeden Fall die Musik. Ich liebe es, Songs zu schreiben und mag es, ins Studio zu gehen. Mit Musik kann ich viel mehr von mir preisgeben. Und wenn ich auf einer Bühne stehe, fühle ich mich irgendwie frei. Und die Chance, die ich mit "Be Cool" hatte, kann ich gar nicht beschreiben. Mit Aerosmith auf der Bühne zu stehen, war einfach unglaublich. Ich meine: Ich habe mit dieser Band auf der Bühne gestanden.

Können Sie uns mehr von dem gemeinsamen Auftritt erzählen?
Es war einfach großartig, ganz ehrlich. Ich war extrem aufgeregt. Bevor wir mit den Dreharbeiten begonnen hatten, hieß es, dass es eine Szene mit Aerosmith geben würde. Diese Tatsache an sich, fand ich bereits spannend. Aber als es hieß, dass wir besagte Szene nicht nur mit Aerosmith drehen würden, sondern auch live, in Boston, bei einem echten Konzert mit 35.000 Fans, hätte ich am liebsten geschrieen. Das klang zwar großartig, aber zeitgleich dachte ich an den Druck, der auf mir lastete. Ich wollte die Fans schließlich nicht enttäuschen. Ich wusste zwar, der Auftritt ist für einen Film, aber dennoch würde ich vor einem Publikum auftreten. Und außerdem würde ich Aerosmith treffen. Ich hätte ja niemals damit gerechnet, dieser Band überhaupt einmal persönlich zu begegnen. Es war einfach verrückt.

Und wie war die Begegnung mit Steven?
Steven war einfach hinreißend. Steven erzählte mir viele nette Geschichten. Er hatte bemerkt, dass ich nervös war (lacht). Ich konnte meine Hände noch nicht einmal auf den Tisch legen, weil sie so gezittert haben. Also versteckte ich sie unterm Tisch, in der Hoffnung, dass er nichts bemerken würde. Aber im Laufe des Gesprächs mit ihm hatte ich mich wieder beruhigt. Wir haben den Auftritt weder besprochen noch geprobt. Er sagte mir, dass wir einfach auf die Bühne gehen und eine tolle Zeit haben würden. Bevor ich auf die Bühne musste, versuchte ich mich zu beruhigen: 'Es ist nur ein kurzer Moment in dem Film, und der gehört dir. Genieß ihn.' Als ich die Bühne schließlich betrat, fühlte ich mich sicher; da stand Steven und wir haben zusammen gesungen. Er ist ein unglaubliches Energiebündel. Ich fühlte mich wie auf einer Achterbahn. Es war großartig. Ich dachte nur: 'Oh mein Gott. Das ist mein Leben.' Und ich hatte eine tolle Zeit. Das Publikum war begeistert und ich fühlte mich gut.

Wie war die Zusammenarbeit mit John Travolta und Uma Thurman?
Phantastisch. Wieder stand ich mit zwei tollen Menschen vor der Kamera und war vorher total nervös, vor allem wegen John Travolta, weil er für mich bereits eine Legende ist. Ich fand ihn in "Grease" so toll und hätte niemals gedacht, dass ich einmal mit diesem Mann zusammenarbeiten würde. Ich meine, es ging schließlich um John Travolta, den ich bereits seit Jahren bewundert habe. Ich habe alle seine Filme gesehen. Und wenn er und Uma in fast jeder Szene den Namen meiner Filmfigur erwähnten, hatte ich das Gefühl sie sprechen über mich. Ich finde es unfassbar, dass er meinen Namen kennt und weiß wer ich bin. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass das mein Leben ist.

Als Linda in "Be Cool" müssen Sie sich ganz schön durchboxen und ihren eigenen Weg finden. Haben Sie jemals daran gedacht, aufzugeben?
Oh ja, solche Momente gab es. Vor zwei Jahren habe ich noch gedacht: Muss ich mich wirklich mein ganzen Leben mit so etwas abgeben? Vielleicht sollte ich mich zurückziehen und nur für andere Songs schreiben. Aber ich liebe es so sehr, auf der Bühne zu stehen oder eine Album aufzunehmen, dass ich alles andere in Kauf nehme. Und auch bevor ich einen Plattenvertrag hatte, den ich mit 18 bekommen habe, wurde ich immer wieder angemacht. Ich musste mich also entscheiden. Es war schon merkwürdig, wenn ich den einen Tag mit einem Mann im Studio gearbeitet habe und dieser mich am nächsten Tag zu einem Date eingeladen hatte. Aber ich entschloss mich, das durchzuziehen und mich auf die Musik zu konzentrieren.Da habe ich mich schon gefragt: Wird das immer so sein? Das hat mich manchmal sehr entmutigt.

Es heißt, Sie hätten im Alter von vier Jahren gesagt, dass sie berühmt werden wollen. Stimmt das?
(Milian lacht:) Ja, das habe ich gesagt. Das klingt zwar sehr allgemein, aber ich habe mich vom Fernsehen sehr inspirieren lassen. Als ich Miss America gesehen habe, wollte ich auch Miss America werden. Ich wollte das Covergirl auf Magazinen sein wie Brooke Shields. Als ich Janet Jackson oder Michael singen gesehen habe, wollte ich auch singen und tanzen. Und wenn ich Filme gesehen habe, wollte ich Schauspielerin werden. Einige Kinder sagen, sie wollen Feuerwehrmann werden, andere ein Star. Aber ich wusste schon immer, dass ich Menschen unterhalten wollte. Und das fing früh an. Sie sollten mal unsere Heimvideos sehen, die aus dieser Zeit stammen. Ich war nervig. Ich habe ständig gesungen und fühlte mich angespornt, wenn ich vor einer Kamera stand. Niemand in meiner Familie hat mich dazu gezwungen. Ich selbst wollte das so. Es steckte mir eben im Blut. Und ich glaube, dass ich meinem Ziel, berühmt zu werden, vielleicht langsam näher komme. (lacht)

(rpo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort