Nach Nazi-Eklat in Cannes Udo Kier bricht eine Lanze für Lars von Trier

Frankfurt/Main (RPO). Schauspieler Udo Kier hat wenig Verständnis für die Aufregung um die Hitler-Äußerungen des dänischen Regisseurs Lars von Trier in Cannes. "Wir alle wissen doch, wie gerne Lars provoziert. Denken Sie nur daran, wie er damals zu seinem Film 'Manderlay' über George W. Bush gesprochen hat", sagte Kier einer Zeitung.

Film "Antichrist": Grandiose Zumutung
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"Ein bisschen geschockt" sei er zwar schon gewesen. "Aber gleichzeitig weiß ich ja, dass man bei Lars immer mit allem rechnen muss", fügte Kier in der "Frankfurter Rundschau" hinzu.

Er könne "mit Bestimmtheit sagen", dass von Trier kein Nazi sei. "Genauso wenig wie er ein Jude ist. Das kann ich bezeugen, denn ich bin sein Freund, seit wir vor 22 Jahren das erste Mal zusammen gearbeitet haben", sagte Kier.

Kier spielt in von Triers neuem Film "Melancholia" mit, der am Mittwoch beim Filmfestival in Cannes vorgestellt wurde. Bei der Pressekonferenz hatte von Trier gesagt: "Ich dachte lange, ich wäre Jude, und war sehr froh, Jude zu sein. ... Dann fand ich heraus, dass ich in Wirklichkeit ein Nazi war, was mir auch Freude machte. Was kann ich sagen? Ich verstehe Hitler. Er hat einige falsche Dinge gemacht, absolut, aber ich kann mir vorstellen, wie er am Ende in seinem Bunker saß. ... Er ist nicht gerade das, was man einen guten Kerl nennt. Aber ich verstehe vieles an ihm und ich sympathisiere ein kleines bisschen mit ihm."

Von Trier hatte sich für die Äußerungen entschuldigt. Die Festivalleitung erklärte ihn dennoch zur unerwünschten Person. "Melancholia" bleibt aber im Wettbewerb.

Kier, der bei der Pressekonferenz dabei war, sagte, alle auf dem Podium hätten gewusst, "dass es ein Spaß war, denn wäre er ein Nazi, würde ich nicht mit ihm arbeiten".

(DAPD)
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