Star-Regisseur beim Filmfest Cannes verbannt Lars von Trier nach Nazi-Eklat

Cannes (RPO). Nach seiner Sympathiebekundung für Adolf Hitler ist der dänische Regisseur Lars von Trier beim Filmfestival in Cannes zur unerwünschten Person erklärt worden. Von Triers Film "Melancholia" dürfe aber im Rennen um die Goldene Palme bleiben, erklärten die Organisatoren am Donnerstag. Der 55-jährige Däne hatte am Mittwoch gesagt, er hege eine gewisse Sympathie für Hitler, sich danach aber für die Äußerung entschuldigt.

Von Trier ist der erste Regisseur, der seit den 60er Jahren von dem renommierten Wettbewerb an der Côte d'Azur verbannt wurde. Die Entscheidung gelte mit "sofortiger Wirkung", teilte die Festivalleitung mit. Falls "Melancholia" am Sonntag die Goldene Palme gewinnen sollte, dürfe von Trier die Auszeichnung nicht entgegennehmen, hieß es nach einem Treffen der Organisatoren. Cannes biete Künstlern aus aller Welt ein Forum. Die Leitung des Filmfest bedauere, "dass Lars von Trier dieses Forum zu nicht hinnehmbaren, unerträglichen Kommentaren genutzt hat, die gegen die Ideale der Menschlichkeit und Großzügigkeit verstoßen, die seit Beginn an für das Filmfest gelten".

Der Filmemacher, der zunächst nicht auf seine Verbannung reagierte, hatte am Mittwoch mit Äußerungen über Hitler für einen Eklat gesorgt. "Er ist nicht das, was man einen guten Kerl nennen würde, aber ich verstehe vieles von ihm", sagte Trier, dessen Familie deutsche Wurzeln hat, bei der Vorstellung seines Films "Melancholia". "Ich sympathisiere ein bisschen mit ihm, ja." Er sei aber deshalb nicht für den Zweiten Weltkrieg und nicht gegen Juden, sagte der umstrittene Regisseur weiter. Gleichzeitig kritisierte er Israel als "Plage" und lobte Adolf Hitlers Architekten Albert Speer, der Talent gehabt habe. Der Regisseur beendete seine Ausführungen mit der Bemerkung: "Okay, ich bin ein Nazi."

Die Schauspielerin Kirsten Dunst, die in "Melancholia" zusammen mit der Französin Charlotte Gainsbourg die Hauptrolle spielt, reagierte sichtlich geschockt auf die Äußerungen. Später verbreitete von Trier eine Entschuldigung, in der es hieß: "Ich bin nicht antisemitisch oder in irgendeiner Weise rassistisch noch bin ich ein Nazi". Wenn er mit seinen Ausführungen jemanden verletzt habe, entschuldige er sich aufrichtig.

Auch der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand bezeichnete die Äußerungen des Filmemachers am Donnerstag als "nicht hinnehmbar". Bei einer Pressekonferenz am Rande eines EU-Ministertreffens in Brüssel sagte Mitterrand: "Seine Haltung und die Art und Weise, wie er sie vorgetragen hat, haben keinen Platz beim Filmfest und auch sonst nirgendwo."

Von Trier ist für Filme wie "Dogville" und "Antichrist" bekannt. Mit "Dancer in the Dark" hatte der Däne im Jahr 2000 die Goldene Palme in Cannes gewonnen.

(AFP/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort