Neu bei Amazon Prime „Bibi und Tina“ im Fernsehen

Detlev Buck macht aus seiner Kinofilmreihe eine TV-Serie: der ideale Ausgleich zum Home-Schooling.

 Die neue Amazon-Serie „Bibi und Tina“ ist an diesem Wochenende für alle kostenlos.

Die neue Amazon-Serie „Bibi und Tina“ ist an diesem Wochenende für alle kostenlos.

Foto: obs/Amazon.de

Was Marvel kann, kann Detlev Buck schon lange: aus einer populären Vorlage einen Film stricken, daraus mit Nachfolgewerken ein lukratives Kino-Franchise entwickeln und den Erfolg auf der Leinwand schließlich im Format einer TV-Serie verlängern. Die Rede ist natürlich von „Bibi und Tina“. Die geschwind reitenden Freundinnen haben mit vier Filmen seit 2014 über sechs Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos gelockt und dürfen ab sofort auf Amazon Prime durch ihre erste, zehnteilige Fernsehstaffel stürmen.

Wie bei den Marvel-Verfilmungen wurde der Grundstein für das „Bibi Tina Universe“ (kurz BTU) bereits im vergangenen Jahrhundert gelegt. 1980 veröffentlichte die britsch-österreichische Autorin Elfie Donnelly die ersten „Bibi Blocksberg“-Hörspiele, in denen eine kleine emanzipierte Hexe auf Abenteuerreise ging. Wenige Jahre später verkaufte sie die Rechte zusammen mit denen von „Benjamin Blümchen“ an den „Kiddinx“-Verlag, der den feministischen Geist der Geschichten konsequent verwässerte, Bibi eine treue Freundin zur Seite stellte und auf einen Pferdehof verpflanzte.

Die 132 Folgen verkauften sich wie geschnittenes Brot und gehören seit 20 Jahren zur Grundausstattung in jedem Mädchenzimmer. In den Kinoadaptionen inszenierte Buck in die heile Welt des Martinshof in knallbunten Sommerfarben mit liebevoller Ironie und eigens komponierten Songeinlagen. Der Schritt hinein ins Musical unterstrich die bekennend eskapistische Herangehensweise, und die Videoclips entwickelten in den Musikcharts ein erfolgreiches Eigenleben.

Dieses Grundkonzept wird auch im Serienformat weitergeführt. Ausgetauscht wurde hingegen das komplette Personal vor der Kamera. Newcomerin Katharina Hirschberg spielt nun mit einem weit strahlenden Lächeln die Hobby-Hexe Bibi und Harriet Herbig-Matten („Das Pubertier“) deren beste Freundin Tina. Der Martinshof zeigt sich auch an neuer Location in feinster „Landlust“-Idylle, und das halbstündige Episodenformat passt bestens zu den überschaubaren Problemlagen, die im Kontext offensiver Harmlosigkeit gelöst werden müssen: Der Brunnen im Reiterhof versiegt. Der Sturz vom Pferd sorgt bei Tina für einen amourösen Gedächtnisverlust. Eine Wildschweinjagd muss verhindert werden. Dazu kommen noch ein paar episodenübergreifende Erzählstränge: Ein spanischer Tramper namens Chico (Christoph Moreno) mit liebreizendem Akzent und Pferdeflüster-Qualitäten nistet sich im Martinshof ein und entwickelt ein ungewöhnlich großes Interesse am örtlichen Adelshaus. Eine dubiose asiatische Geschäftsfrau mit dem schönen Namen Kim Win Win (Julia Strowski) will die Kiesvorkommen unter der Pferdeweise gewinnbringend verscherbeln.

Eine Handvoll Kapitalismuskritik, verwandtschaftliche Verwicklungen im Telenovela-Format und natürlich eine langsam aufkeimende Liebesgeschichte ziehen sich als narratives Bindemittel durch die gesamte Staffel. Dazu pro Folge mindestens ein Song, dessen Text durch herzhafte Selbstironie überzeugt. Überhaupt Humor: Der wird hier in Buck‘scher Manier hübsch aus dem Handgelenk geschüttelt und in schrägen Nebenfiguren ausgelebt. Holger Stockhaus etwa ist hinreißend als verklemmter Adliger, dessen Auftritte oft mit Fanfarenklängen eingeleitet werden. In solch liebevollen Details zeigt sich die Qualität der Serie und Bucks unverkennbare Handschrift. Wer seinen Kindern zwischen Corona und Home-Schooling eine schöne Auszeit gönnen will, ist mit „Bibi und Tina“ gut beraten.

Info Vom 3. bis 4. April kann man die Serie bei Amazon kostenlos streamen.

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