Berlinale-Preisverleihung Paula Beer ist beste Schauspielerin – Goldener Bär geht in den Iran
Berlin · Die Preisträger der Berlinale stehen fest: Die Jury zeichnete eine Geschichte aus dem Iran als besten Film aus. Auch unter neuer Leitung bleibt die Berlinale politisch.
Ein Film, der in vier Variationen über Schuld, Moral und persönliche Verantwortung von Menschen in einem despotischen System nachdenkt, hat den Goldenen Bären in Berlin gewonnen. Mit der Auszeichnung für „There is no Evil“ des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof setzt die Berlinale ihre Tradition fort, Filmemacher auszuzeichnen, die in ihrer Heimat alles riskieren, um ihre Geschichten zu erzählen und politisch zu wirken. Rasoulof bekam keine Ausreisegenehmigung, um seinen Film in Berlin zu präsentieren. Sein Stuhl blieb auch bei der Preisverleihung leer, genau wie 2011 der von Jafar Panahi. Damals war das heimlich gedrehte Schelmenstück „Taxi“ des ebenfalls aus dem Iran stammenden Regisseurs mit der höchsten Auszeichnung geehrt worden.
Eine politische, keine künstlerische Entscheidung also der internationalen Jury unter Jeremy Irons.
Einen Silbernen Bären vergab die Jury, etwas überraschend, an Paula Beer für ihre Darstellung einer modernen Nixe in Christian Petzolds „Undine“. Beer widmete ihre Auszeichnung mit sympathischen Worten ihrem Kollegen Franz Rogowski. Die beiden spielen in „Undine“ ein Liebespaar. Beer hielt eine der wenigen emotionalen Dankesreden in einer dahinholpernden Abschlussgala, die vom Schauspieler Samuel Finzi völlig uninspiriert moderiert wurde.
Die anderen deutschen Kandidaten gingen nachvollziehbar leer aus. Die Erwartungen für die Neuverfilmung „Berlin Alexanderplatz“ von Burhan Qurbani waren zwar hoch geflogen, auch weil es diesmal keine überragenden Preisanwärter gab. „Berlin Alexanderplatz“ erzählt anhand des Romans von Alfred Döblin von den Versuchen eines Migranten, in der deutschen Gesellschaft anzukommen. Das ist ein dringliches Thema, filmisch überzeugte die ausufernde Arbeit nicht ganz.
Eine altmodische, aber kluge Entscheidung ist die Auszeichnung des Italieners Elio Germano für seine Darstellung des Malers Antonio Ligabue, der am Rande der Gesellschaft lebte. Wache Sinne bewies die Jury, indem sie das stille, wahrhaftige Abtreibungsdrama „Never rarely sometimes always“ der Amerikanerin Eliza Hittman mit dem Großen Preis der Jury bedachte.
Der Silberne Bär für die beste Regie geht nach Korea für einen doppelbödigen Film über eine Frau, die sich mit drei Freundinnen trifft. In lakonischen Alltagsdialogen zeichnet sich in „The Woman who ran“ die ganze Unerfülltheit modernen Lebens ab.
Mut bewies die Jury einzig darin, den wegen seiner extremen Entstehungsbedingungen und pornografischen Elemente umstrittenen russischen Film „Dau. Natascha“ zu berücksichtigen, allerdings über den Umweg, den deutschen Kameramann - den inzwischen 80 Jahre alten Jürgen Jürges - mit einem silbernen Bären für herausragende künstlerische Arbeit auszuzeichnen.