Berliner Tagebuch Bange Minuten mit Billy Bob Thornton

Berlin · Billy Bob Thornton hat Sinn für das Komische verpfuschter Situationen. Das beweist er in seinem neuen Film "Jayne Mansfield's Car", der heute Abend bei der Berlinale Weltpremiere feiert.

 Billy Bob Thornton witzelte trocken auf der Berlinale.

Billy Bob Thornton witzelte trocken auf der Berlinale.

Foto: KRAPE, AP

Darin wimmelt es von skurrilen Figuren, die oft in Gesprächen nicht die richtigen Worte finden, ihre Gefühle nicht ausdrücken können und dem Zuschauer trotzdem sofort ans Herz wachsen. Doch Thornton hat dieses komische Gespür auch in der Realität. Bei der Pressekonferenz zu seinem Film stellt der Moderator zum Einstieg eine lange, umständliche Frage.

Leider hatte der Ex-Mann von Angelina Jolie keinen Übersetzerknopf im Ohr, und der funktioniert dann auch erst mal gar nicht. Der Moderator traut sich aber nicht, die Frage selbst auf Englisch zu wiederholen.

Bange Sekunden verstreichen, bis Thornton das Schweigen mit einer Bemerkung bricht: "Das ist jetzt peinlich, ne!" Doch dann lacht der Hollywood-Mann mit dem markanten Gesicht, der oft diese eigenbrötlerischen Typen spielt.

Und da ist klar, dass er kein Zyniker ist, der sich über überforderte deutsche Moderatoren lustig macht, sondern nur ein Mann, dem komische Momente eben nicht entgehen. Außerdem sagt er dann noch nette Dinge über die Berlinale. Dass er die Weltpremiere seines Films dorthin gegeben hat, weil die Berlinale das ernsthafteste Filmfestival sei. Da schmeichelte einer sehr charmant, der sich wohl Chancen auf einen Goldenen Bären ausrechnet.

Thornton ist mit seiner dritten Regiearbeit jedenfalls in dieser Rolle angekommen. Sein Film ist eine Familienkomödie, die eigentlich ein Antikriegsfilm ist, weil darin lauter Menschen auftreten, die im Krieg waren und innerlich wie äußerlich versehrt zurückgekehrt sind.

Der Film spielt 1969, es geht auch um die Hippiebewegung, LSD und das Aufeinanderprallen eines amerikanischen und eines britischen Clans. Um kulturelle Unterschiede also, um Barbecue, Football und britische Aussprache. Ein großes Vergnügen, weil Thornton das Tragische leicht verpackt. Die Berlinale hatte zum ersten Mal Anlass zu Heiterkeit. Dorothee Krings

(pst)
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