"Rückkehr nach Montauk" Volker Schlöndorff bereut Fehler in der Liebe

Bei der Berlinale hat heute sein Film "Rückkehr nach Montauk" Premiere mit Nina Hoss und Stellan Skarsgard in den Hauptrollen.

 Nina Hoss und Volker Schlöndorff auf dem Roten Teppich.

Nina Hoss und Volker Schlöndorff auf dem Roten Teppich.

Foto: dpa, sab

Zufrieden sieht er aus, als käme er gerade aus Long Island zurück, von einem Tripp ans Meer und ans Licht. Der 77-jährige Volker Schlöndorff stellt heute bei der Berlinale seinen wohl persönlichsten Film vor: "Rückkehr nach Montauk" ist angelehnt an eine Erzählung seines Freundes Max Frisch. Darin erzählt der Schweizer Schriftsteller stark autobiografisch von einer Lesereise nach New York, seiner Beziehung zu Ingeborg Bachmann und einer Liebesgeschichte zu einer jüngeren Frau, mit der er tatsächlich nach Long Island reiste. Frisch gab in "Montauk" viel Intimes preis, was seine Zeitgenossen irritierte, und schuf doch eine Kunstfigur. Wirklichkeit und Fiktion, Leben und Kunst, mit diesen Gegensätzen spielt nun auch Schlöndorff, dessen eigene Biografie sich in der Frisch-Erzählung spiegelt. Schlöndorff war mit Regisseurin Margarethe von Trotta verheiratet, als er mit 47 Jahren einen Film in Hollywood drehte und dort eine Liebesgeschichte mit einer sehr viel jüngeren Frau begann.

Natürlich wurde er darauf in Berlin angesprochen. "Das ist eine delikate Frage", antwortete Schlöndorff, "wenn ich sage, es ist alles so gewesen, dann macht sich gleich jemand auf die Suche nach den Vorbildern. Die gibt es aber nicht. In der Kunst hat eine Figur immer mehrere Vorbilder." Und dann sorgte er gleich für das erste Raunen im Saal, als er zu seiner Hauptdarstellerin Nina Hoss gewandt hinzufügte: "Wenn man so ein Drehbuch schreibt und dann noch Nina Hoss als Hauptdarstellerin hat, dann kann keine gelebte Erfahrung mithalten, das ist einfach eine Nummer größer." Was seine New Yorker Gefährtin von einst wohl dazu gesagt hätte?

In Frischs Erzählung und Schlöndorffs Film geht es um das Erinnern und Verklären, vor allem aber um die Reue. Sind es am Ende die Fehler - die falschen Entscheidungen, verpassten Chancen, die ein Leben ausmachen? Auf die Frage, ob er selbst etwas bereue, antwortete Schlöndorff freimütig: "Sehr viel. Eine Frau verlassen zu haben, mit der ich heute zusammenleben könnte, sollte, müsste, wenn ich damals weiser gewesen wäre. Andererseits gäbe es dann meine heute 25 Jahre alte Tochter nicht, das kann ich mir auch nicht vorstellen." Während seiner USA-Lebensphase trennte sich Schlöndorff von seiner ersten Frau von Trotta. Seit 1992 ist er mit der Filmschnittmeisterin Angelika Gruber verheiratet. Im selben Jahr kam auch seine Tochter zur Welt, Schlöndorff war damals 52.

Nina Hoss habe für ihn schon beim Schreiben als Hauptdarstellerin festgestanden, sagte Schlöndorff. Als er dann Stellan Starsgard das Drehbuch schickte, sandte der eine SMS zurück: "Damit werden wir nicht viel Popcorn verkaufen." Schlöndorff mochte den Humor. Bei der Berlinale erzählt er dann, dass er Starsgard einige Hauptdarstellerinnen genannt und um seine Meinung gebeten habe, obwohl Nina Hoss bereits feststand. "Du weißt das glaube ich gar nicht, Nina, aber Stellan hat Nina Hoss gesagt", sagt Schlöndorff und lächelt zu den Journalisten. Schöne Geschichte. Wie all Geschichten, die sein Alter Ego im Film erzählt und die wahr sein könnten oder nicht. Starsgard jedenfalls lächelt sanft und sagt dann: "Schlöndorff - immer manipuliert er."

(dok)
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