530 Filme analysiert Auch Leinwandhelden müssen zur Toilette

Bochum (RPO). Ein Absolvent der Ruhr-Universität Bochum hat das erste wissenschaftliche Standardwerk über die Bedeutung des Klos im Kino vorgelegt. Entgegen landläufiger Annahme ist die Toilette auf der Leinwand mitnichten tabu: Klo-Szenen kommen im Kino häufiger vor als gedacht.

 Ganz und gar keine Tabuzone: Die Toilette auf der Leinwand.

Ganz und gar keine Tabuzone: Die Toilette auf der Leinwand.

Foto: LIT

Die Idee zum Buch "Das Klo im Kino" sei dem Autor Philipp Alexander Tschirbs bereits während des Studiums gekommen, teilte die Ruhr-Universität Bochum am Mittwoch mit. Auch Leinwandhelden "müssen" einmal und die Toilette ist für den Film keine Tabuzone. Tschirbs zeigt, dass Klo-Szenen im Kinofilm häufiger vorkommen als gedacht und für den Fortgang des Films meist erhebliche Bedeutung hätten. Oft verbreite das verschmutzte Klo eine beklemmende Atmosphäre und diene der negativen Charakterisierung einer Person, die sich in einer biografischen Krise befindet.

Tschirbs hat für sein Buch über 530 internationale Filme analysiert und beleuchtet nahezu alle Genres der Filmgeschichte - vom Zeichentrickfilm über die Liebeskomödie bis hin zum Actionfilm und Horrorthriller. Bei dem Versuch, die Kloszenen inhaltlich zu gruppieren, fand der Autor heraus, dass sie meist Tabubrüche präsentierten: Das Klo dient als Ort für körperliche Gewalt, Drogenkonsum, Sexualität sowie als Versteck in gefährlichen Situationen.

Obwohl das Kino bereits seit 1895 existiert, zeigte die Filmindustrie in ihren ersten Jahrzehnten allerdings nahezu kein Klo. Tschirbs wurde erst in einem Film von 1960 fündig: "Alfred Hitchcock war wohl der erste Regisseur in den USA, der in 'Psycho' mit Janet Leigh eine Frau die Toilette benutzen ließ", sagte der Film- und Fernsehwissenschaftler.

Philipp Alexander Tschirbs: Das Klo im Kino. LIT Verlag Münster-Hamburg-Berlin-Wien-London-Zürich, 296 Seiten, ISBN 3-8258-0100-4

(afp)
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