Kinostart Ant-Man - Der kleinste Comic-Held erobert die Leinwand

Berlin · Spider-Man, Batman, Hulk, Superman und Iron-Man müssen sich warm anziehen. Denn sie bekommen Konkurrenz - ausgerechnet vom wohl kleinsten aller Superhelden, genannt "Ant-Man".

 Ant-Man in Aktion.

Ant-Man in Aktion.

Foto: dpa, bsc

Regisseur Peyton Reed lässt die erstmals 1962 in einem Marvel-Heft aufgetauchte Comicfigur, die auch in Ameisengröße noch über Superkräfte verfügt, nun ihr Kinodebüt erleben. In die Rolle des Titelhelden schlüpft Paul Rudd, an seiner Seite agieren Stars wie Oscarpreisträger Michael Douglas ("Wall Street") und Evangeline Lilly ("Der Hobbit: Smaugs Einöde"). Beworben wird "Ant-Man" übrigens mit dem Slogan "Es kommt nicht auf die Größe an".

 Paul Rudd bei der Premiere in London.

Paul Rudd bei der Premiere in London.

Foto: ap, VC

Scott Lang (Rudd) ist kein ganz schlechter Mensch, sein Geld aber verdient er als Dieb. Zu Beginn des Films wird er aus dem berühmten San Quentin-Knast entlassen. Seine Frau hat sich während der Haft von ihm getrennt; und seine Tochter, die Lang abgöttisch liebt, darf er nur sehen, wenn er sich endlich einen Job sucht. Lang versucht sich als Eiscreme-Verkäufer und geht dann doch auf das Angebot von Luis ein, seinem alten Kumpel: Zusammen brechen sie bei einem Wissenschaftler ein, Dr. Hank Pym (Douglas), dem Erfinder des Ant-Man-Anzuges.

Pym aber ist von den Fähigkeiten Langs derart begeistert, dass er sich dazu entschließt, den Meisterdieb zum Ant-Man zu machen. Eine famos gefilmte und zusammengeschnittene Sequenz, die in einer Badewanne beginnt und über die Kanalisation bis hinein in einen Staubsauger führt, zeigt, wie Lang auf Ameisengröße schrumpft. Lang, man kennt das von anderen Superhelden, fremdelt zunächst mit den ihm zugewachsenen Kräften, begibt sich dann aber zusammen mit Dr. Pym und dessen hübscher Tochter (Lilly) auf eine erste Mission.

Paul Rudd in der Rolle des Ant-Man, das ist ein veritabler Besetzungscoup. Man kennt den 46 Jahre alten US-Mimen aus überdrehten Judd-Apatow-Komödien wie "Beim ersten Mal" oder "Immer Ärger mit 40"; auch in verschrobenen Indie-Produktionen wie "Prince Avalanche" von David Gordon Green machte er eine gute Figur. Dass sich Rudd nun auch in einer großen Marvel-Produktion ausgerechnet als Superheld behaupten kann, war nicht unbedingt zu erwarten. Dass es gelingt, liegt auch daran, dass er einen Teil seines Witzes aus bisherigen Komödien-Auftritten in diesen Film mitnimmt.

Wenn's mal zu kitschig wird in "Ant-Man", dann grätscht Rudd mit einer gezielten Pointe dazwischen. Gekonnt positioniert er zudem seinen Ant-Man irgendwo zwischen dem schüchternen Tobey Maguire der "Spider-Man"-Filme und dem coolen Christian Bale als "Batman". In "Ant-Man", und das ist keine Kleinigkeit, ist Rudd sympathischer Loser und lässiger Superhero zugleich.

Bemerkenswert ist auch der von einer gewissen Melancholie umwehte Auftritt einer Legende des US-Kinos: Michael Douglas stattet seinen Hank Pym mit einer väterlichen und zugleich zerbrechlich anmutenden Aura aus. Für einen Rückblick zu Beginn des Films wurde Douglas (70 Jahre alt) von den Filmemachern per Digitaltechnik verjüngt; eine durchaus bewegende Szene, die an einen anderen Heroen des US-Films denken lässt: Arnold Schwarzenegger, der im aktuellen "Terminator" mit seinem jüngeren Alter Ego konfrontiert wird.

Doch es sind nicht nur schauspielerische Leistungen, die "Ant-Man" zu einem gelungenen (und mit 117 Minuten auch nicht zu langen) Kinostück machen. Das erste Filmabenteuer des Ameisenmannes ist flott inszeniert, teils sehr lustig und actionreich, ohne sich in endlosen Finalkämpfen zu verheddern. Die Dialoge sind pointiert, und das Skript wartet auch mit einigen nachdenklicheren Momenten auf. Auf die bunte, jedoch nicht immer sonderlich innovative Marvel-Kinowelt wirkt "Ant-Man" wie eine Frischzellen-Kur.

(dpa)
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