Nordkorea-Satire Amerikaner stürmen Kinosäle bei Filmstart "The Interview"

Los Angeles · Während Moskau Verständnis für Nordkoreas Reaktion auf die von Pjöngjang heftig kritisierte Satire "The Interview" zeigt, hat der Film zum Start in den USA zahlreiche Kinosäle gefüllt.

 Schlangen bilden sich vor den US-Kinos zum Start der Satire "The Interview".

Schlangen bilden sich vor den US-Kinos zum Start der Satire "The Interview".

Foto: dpa, esl cs

Von New York bis Los Angeles zog der Film, dessen Start nach einem Hacker-Angriff auf die Produktionsfirma Sony Pictures zunächst zurückgehalten worden war, am Donnerstag zahlreiche Besucher an, die ein Zeichen setzen wollten. In einem Kino in Los Angeles tauchte einer der Schauspieler aus dem Film, Seth Rogen, zusammen mit Ko-Regisseur Evan Goldberg auf.

"Wir hätten nicht gedacht, dass das passiert", sagte Rogen vor den jubelnden Zuschauern, wie in einem Video im Online-Portal YouTube zu sehen war. "Die Tatsache, dass er hier gezeigt wird und Ihr alle gekommen seid...", sagte Goldberg, und Rogen ergänzte: "... ist super aufregend". Der Kinobetreiber Josh Levin sagte, er zeige den Film "aus Prinzip", und das Publikum habe dies begrüßt. "Wir haben alle unsere Eintrittskarten für heute binnen einer Stunde verkauft", sagte Levin. "Wir sind auch für morgen und Samstag ausverkauft."

Sony Pictures hatte den Film am Mittwochabend in den USA auf der Onlineplattform YouTube, bei Google Play und bei Xbox Video von Microsoft zugänglich gemacht. Zudem konnte der Streifen auf der eigens eingerichteten Website www.seetheinterview.com geliehen oder gekauft werden. In "The Interview" geht es um zwei Journalisten und ein fiktives Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. Der Film ist Gegenstand einer breiten Debatte, die sich zuletzt immer mehr zur Staatsaffäre entwickelte.

Sony war im November Opfer einer Hackerattacke geworden, wenig später gab es dann wegen "The Interview" mysteriöse Anschlagsdrohungen gegen US-Kinos. Da daraufhin mehrere Ketten erklärten, den Film aus dem Programm zu nehmen, sagte Sony in der vergangenen Woche den für den ersten Weihnachtstag geplanten Start des Films ab. Nach Erkenntnissen des FBI steckt die Staatsführung Nordkoreas selbst hinter dem Angriff auf Sony Pictures. Pjöngjang bestreitet dies, hieß den Angriff auf den Konzern aber gut.

Nach Kritik aus der Filmbranche und von US-Präsident Barack Obama kündigte Sony Pictures schließlich am Dienstag überraschend an, dass der Film nun doch in rund 200 Kinos gezeigt werde. Weitere sollen folgen. Ursprünglich war die Ausstrahlung in 2500 Kinos geplant. In Deutschland sollte der Film nach ursprünglicher Planung Anfang Februar in die Kinos kommen.

Russland zeigt Verständnis für Nordkorea

Derweil hat sich Russland im Konflikt über die umstrittene Komödie auf die Seite Nordkoreas gestellt. Der Film sei so skandalös, dass Pjöngjangs Ärger "ziemlich verständlich" sei, sagte der Sprecher des russischen Außenministeriums, Alexander Lukaschwewitsch, am Donnerstag. Außerdem habe Washington keine Beweise dafür geliefert, dass Nordkorea hinter den Hackerangriffen stecke sagte Lukaschewitsch.

(AFP)
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