Animations-Wiederauflage Gruselige Sippe

Die Addams Family ist wieder da und verbreitet ihre Düsternis diesmal nicht nur rund um ihre schaurige Familienvilla, sondern an den Top-Sehenswürdigkeiten der USA.

 Die Eltern Morticia und Gomez Addams wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Das wird nicht unproblematisch.

Die Eltern Morticia und Gomez Addams wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Das wird nicht unproblematisch.

Foto: dpa/-

(dpa) Die Pubertät ist für viele Familien eine Zerreißprobe - das gilt auch für die düster-unheimliche Addams-Sippe. Die melancholische Wednesday hadert mit ihrer Familie und will am liebsten alle(s) hinter sich lassen; ihr tollpatschiger Bruder Pugsley fühlt sich zu Mädchen hingezogen, doch erntet nur Hohn und Spott. Was tun gute Eltern in so einer Situation? Sie unternehmen einen Familien-Roadtrip im Wohnmobil, um sich mal so richtig viel Zeit füreinander zu nehmen! Ob das gutgehen kann?

Die Antwort gibt der Animationsfilm „Die Addams Family 2“, der nun in die deutschen Kinos kommt -– und damit einige Wochen nach Halloween, also eigentlich etwas spät. Doch das Timing des Films hierzulande (in den USA lief der Film bereits im Oktober) ist nicht das größte Problem der Produktion, sondern die unentschiedene Storyline. Anders als im ersten Teil vor zwei Jahren, in dem die gelungene Hauptstory das Miteinander von „Monstern“ und „Normalos“ war, versuchen die Regisseure Conrad Vernon und Greg Tiernan diesmal zu viel in die Fortsetzung zu packen.

Neben der pubertären Familienwirrnisse gibt es viele Stränge, die sich leicht verheddern: Wednesday hat erfolgreich mit der Übertragung der Persönlichkeit eines hyper-intelligenten Oktopus auf ihren simplen Onkel Fester experimentiert, weshalb sich Fester nach und nach verwandelt. Gleichzeitig will der skrupellose Wissenschaftler Cyrus Strange wegen dieses gelungenen Experiments Wednesday mit einer fiesen Lüge auf seine Seite ziehen. Pugsley wiederum scheitert grandios mit Onkel Festers Flirt-Tipps. Vetter It jettet als Pop-Megastar durch die Welt. Und Oma Addams veranstaltet in der gruseligen Familienvilla eine Mega-Sause für das Partyvolk. Weniger Masse und dafür Konzentration auf das Wesentliche wären hier vermutlich besser gewesen.

Diese Schwäche in der Drehbuchvorlage zumindest fällt erwachsenen Zuschauern bei der Animations-Wiederauflage des über 80 Jahre alten Addams-Family-Stoffes auf. Kinder hingegen dürften sicher wieder ihren Spaß haben an den weiterhin sehr komischen und abstrusen Figuren, an derben Späßen und rasanten Verfolgungsjagden quer durch Amerika. Und auch Erwachsene können sich an witzigen Sprüchen und Szenerien erfreuen.

Running Gags wie ein immer wieder durch die Addams vermasselter Heiratsantrag, die Sprengung des „gar nicht mal so großen“ Grand Canyon oder der Check-in der Addams im „AlaMotel“ statt im historischen „Alamo“ sorgen immer wieder für Lacher. Auch das eiskalte Händchen als Familien-Chauffeur, das genauso unter Sekundenschlaf leidet wie echte Menschen, ist eine nette Idee.

Zudem sind die Figuren wieder sehr plastisch animiert und liebevoll-schräg gezeichnet. Auch die heißblütige Liebe des ungleichen Ehepaars Morticia und Gomez Addams wird schön zelebriert. Wenn man also über die Schwächen in der Storyführung hinwegsehen kann, hat man mit den Addams und dem Nachwuchs im Grundschulalter durchaus eineinhalb vergnügliche Kinostunden.

„Die Addams Family 2“, USA 2021, 93 Minuten, von Conrad Vernon und Greg Tiernan, mit den deutschen Stimmen von Luisa Wietzorek, Oliver Szerkus, Katrin Fröhlich, Alexander Doering.

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