„Bulldog“ im Atelier-Kino Starkes Debüt von Düsseldorfer Regisseur

Düsseldorf · In seinem beeindruckenden Erstling „Bulldog“ erzählt der Nachwuchsregisseur André Szardenings von einer symbiotischen Mutter-Sohn-Beziehung. Gemeinsam mit seinen Hauptdarstellern feierte der 33-Jährige nun im Atelier-Kino NRW-Premiere.

 Bruno (Julius Nitschkoff) und Toni (Lana Cooper) haben eine besonders innige Mutter-Sohn-Beziehung, die auf eine harte Probe gestellt wird.

Bruno (Julius Nitschkoff) und Toni (Lana Cooper) haben eine besonders innige Mutter-Sohn-Beziehung, die auf eine harte Probe gestellt wird.

Foto: Missing Films

Ein Zeitungsartikel hat André Szardenings auf die Idee zu seinem ersten Spielfilm gebracht. „Es ging dabei um eine symbiotische Mutter-Sohn-Beziehung, die in Brasilien für großes Aufsehen gesorgt hatte“, erzählt der Nachwuchsregisseur bei der NRW-Premiere von „Bulldog“ im Atelier-Kino. Die Umsetzung der Geschichte aus Brasilien erschien André Szardenings dann doch nicht ganz so passend für ein deutsches Publikum. „Der Sohn hatte sich irgendwann seiner Mutter gegenüber als schwul geoutet, und die gab zu, lesbisch zu sein“, fasst der 33-Jährige zusammen und gab zu: „Ich wollte keinen zu schweren Film über ein queeres Thema machen. Deshalb habe ich mich nur auf die Beziehung zwischen Mutter und Sohn konzentriert und eine Frau, die plötzlich zwischen den beiden steht.“

Der 33-Jährige hat nicht nur seine drei Hauptdarsteller Julius Nitschkoff („Als wir träumten“, „Das Boot“), Lana Cooper („Martha Liebermann“) und Karin Hanczewski („Tatort“) mitgebracht; auch viele Crew-Mitglieder sind gekommen, um das Nachwuchstalent zu feiern. Darunter seine Regieprofessorin Nicole Weegmann von der Internationalen Filmhochschule Köln (IFS), die „sehr stolz“ auf ihren Studenten ist.

Er war gerade acht Jahre alt, da schnappte sich Klein-André die Video-Kamera vom Papa und drehte erste kleine Filmchen. „Das war noch so ein Ding mit diesen kleinen VHS-Kassetten, die man dann in einen Adapter legen musste, um sie im Videorecorder abspielen zu können“, erinnert er sich schmunzelnd an die ersten Gehversuche als Regisseur.

Den Düsseldorfer Filmkunstkinos ist Szardenings seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. „Ich habe Kalle Somnitz oft auf die verschiedenen Filmfestspiele begleitet“, sagt er über den Programmchef der Filmkunstkinos.

„Bulldog" NRW-Premiere im Bambi: (v. l.) Moderator Nicholas Puschmann, Lana Cooper, Julius Nitschkoff, Karin Hanczewski und André Szardenings bei der NRW-Premiere von "Bulldog" im Atelier-Kino.

„Bulldog" NRW-Premiere im Bambi: (v. l.) Moderator Nicholas Puschmann, Lana Cooper, Julius Nitschkoff, Karin Hanczewski und André Szardenings bei der NRW-Premiere von "Bulldog" im Atelier-Kino.

Foto: Missing Films

Keine Frage, das Kino-Virus hatte ihn infiziert und doch führte ihn sein Weg zunächst in die Werbung. „Ich habe dabei eine Menge gelernt“, räumt er ein. „Aber mir fehlte da der Tiefgang. Ich wollte Geschichten erzählen“. Geschichten wie die des 21-jährigen Bruno (Julius Nitschkoff) und seiner gerade einmal 15 Jahre älteren Mutter Toni (Lana Cooper). Die beiden leben und arbeiten in einer Ferienanlage auf Mallorca. André Szardenings lässt dem Publikum Zeit, sich in die enge Verbindung der beiden hineinzufinden. Denn zunächst bleibt unklar, ob Bruno und Toni nicht vielleicht ein junges Paar sind. Erst nach und nach offenbart sich die toxische Symbiose. Toni vereinnahmt ihren Sohn und der ist überzeugt, dass seine Mutter ohne seine Hilfe nicht klarkommt.

Die Regieführung ist einfühlsam und trotzdem immer ganz nah dran an den Hauptfiguren. Denn die Beziehung der beiden wird auf die Probe gestellt, als Toni eine Frau (Karin Hanczewski) kennenlernt, die bei ihnen einzieht.

Gedreht hat das Team auf Mallorca noch vor dem Lockdown. Dabei kam ihnen zugute, dass Julius Nitschkoff in Madrid zu Schule ging und perfekt spanisch spricht.

Doch nach der letzten Klappe hieß es warten. Während der Corona-Zeit war kein Kino zu finden, das ein Filmdebüt gezeigt hätte. Insgesamt vier Jahre arbeitete Szardenings an seinem Projekt, bis es nun endlich in die Kinos kommt.

Bei der Auswahl seines Besetzung bewies der Düsseldorfer ein gutes Gespür. „Ich wollte unbedingt mit Julius arbeiten“, gab er am Premierenabend zu. Nitschkoff, ein vielbeschäftigter Jungschauspieler, war noch mit einem anderen Projekt beschäftigt. „Wir haben die Dreharbeiten extra verschoben“, verrät sein Regisseur. Nitschkoff und seine beiden Kolleginnen sparten nicht an Lob für die gute Zusammenarbeit am Set. „Keine Selbstverständlichkeit“, wie Nitschkoff betont, der sich besonders darüber freute, dass er „so eine interessante Rolle spielen durfte. Das kommt leider nicht so oft vor.“ Lana Cooper hatte am Projekt „Bulldog“ das Thema besonders gereizt. „Nicht viele trauen sich, solche Geschichten zu erzählen.“

Bleibt zum Schluss nur noch eine Frage, warum trägt der Film den Titel „Bulldog“? Ein Hund – so viel darf verraten werden – kommt darin nämlich gar nicht vor. „Ich wollte ein Bild erzeigen, das mit der Hauptfigur Bruno verbunden ist“, sagt der Regisseur. Bruno sei aus seiner Sicht ein starker und gleichzeitig verletzlicher Charakter, der sich wie ein Hund an einen Menschen bindet und sich sehr viel gefallen lässt. „Eine Bulldogge verkörpert für mich einfach diese Kombination aus Kraft und Sensibilität“.

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