Bochum Festival Fidena feiert Puppenspiel als Kunst

Bochum · Im Ruhrgebiet ist im Mai Figurentheater aus aller Welt zu erleben. Ein Schwerpunkt ist Asien.

Alle zwei Jahre lotet das Festival Fidena (Figurentheater der Nationen) in Bochum und Umgebung neu aus, was sich alles mit den Begriffen Figuren- und Objekttheater fassen lässt. 2014 standen die Grenzen komplett offen: Die Freiheit der Kunst stand als Motto über einem Programm, das zum Beispiel die Annäherung an die Bildende Kunst suchte. Vom 4. bis 12. Mai 2016 schafft Festivalleiterin Annette Dabs deshalb wieder mehr Raum für Tradition und legt einen Schwerpunkt auf traditionelle asiatische Formen des Puppentheaters.

Damit erobert die Fidena gleich eine neue Stadt: Neben Veranstaltungsorten in Bochum, Essen und Herne ist jetzt auch Hattingen mit dem Industriekultur-Denkmal Henrichshütte dabei. Dort wird ein riesiges Wasser-Bassin aufgebaut, in dem vietnamesische Spieler und Musiker die tausendjährige Tradition des Wasserpuppen-Theaters aufleben lassen.

Das jahrhundertealte Handpuppenspiel Pavakathakali aus dem südindischen Kerala ist in Bochum zu erleben: Die farbenfrohen und kunstvollen Puppen erzählen Geschichten aus den zentralen Schriften des Hinduismus. Auch das Riesen-Schattentheater der Gruppe Chaya Nataka Brundam aus Andhra Pradesh ist eine deutsche Erstaufführung. Hier begegnet das Publikum einer der ältesten existierenden Kunstformen der Welt.

Zum allerersten Mal produziert die Fidena in diesem Jahr selbst. Zusammen mit dem Schauspielhaus Bochum präsentiert das Festival zur Eröffnung die Uraufführung "Moondog". Das wird eine sehr musikalische Hommage an den blinden Komponisten Louis Hardin alias Moondog und eine Referenz an seine erstaunliche Geschichte: Bis in die 1970er-Jahre kannte man ihn in New York als "Wikinger von der 6th Avenue", weil er dort in Wikingerkluft an einer Straßenecke stand, musizierte, Poesie und Kompositionen verkaufte. Irgendwann landete er über Umwege im Ruhrgebiet, wo er seinen Lebensabend verbrachte und eine Schar von Fans und Schülern unterhielt, die sein Werk bis heute hochhalten.

Dieses Jahr würde Moondog 100 Jahre alt, und wenn es die Fidena nicht gäbe, die die künstlerischen Schranken weiter offen lässt, dann müsste man Aufführungen zu seinen Ehren wahrscheinlich mit der Lupe suchen.

Neben den genannten Schwerpunkten ist bei der Fidena 2016 aber natürlich auch noch Platz für zeitgenössische Höhepunkte des Figurentheaters aus Deutschland und der Welt. So zeigt Maarten Seghers von der belgischen Needcompany eine neue Performance und das Staatliches Puppentheater Moskau die ergreifende Geschichte der Belagerung von Leningrad.

Info Das Festival Fidena findet vom 4. bis 12. Mai im gesamten Ruhrgebiet statt. Das Programm sowie Spielzeiten und Aufführungsorte findet man im Internet unter www.fidena.de

(RP)
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