Düsseldorf Expressiv: Vogt als Siegmund

Düsseldorf · Mit seinem langen blonden Haar wirkt Klaus Florian Vogt wie die Inkarnation des Helden. Die Haare aber, die eigentlich heroisch im Wind wehen sollten, werden hier von der eigenen Schwester gestreichelt; eine unheilvolle inzestuöse Beziehung bahnt sich ihren Weg.

In Kurt Horres' Inszenierung von Richard Wagners "Die Walküre" im Düsseldorfer Haus der Deutschen Oper am Rhein ist jetzt Vogt als Siegmund für den erkrankten Ian Storey eingesprungen. Mit seinem jugendlichen Heldentenor, dem Stimmfach, das flexibel das Lyrische und Dramatische vereint, mischt er expressive Farben ins Ensemble: Glaubhaft und innig vermittelt er mit zuweilen auch schmachtendem, warmem Timbre seine Liebe zu Sieglinde (Susan Maclean). Gleichzeitig bietet er deren Ehemann Hunding (Sami Luttinen) mit voluminöser Härte die Stirn, ohne seine Stimme dem Spiel zu opfern. Sein Ton bleibt klar und rein, sein Spiel belebt er mit ergreifender Mimik, ohne falsches Pathos.

Wunderbar scharf kontrastiert Luttinens düsterer Bass mit der hellen Strahlkraft Vogts, während der weiche Sopran Macleans gemeinsam mit Vogt die hinreißende Liebesgeschichte erzählt. Auch Wotan (Almas Svilpa) und Fricka (Renée Morloc) bilden mit satter Stimme ein wahrlich göttliches Paar. Svilpa gelingt es auch, subtil die väterliche Liebe durch den autoritären Patriarchen durchschimmern zu lassen; seine Lieblingstochter Brünnhilde (Linda Watson) setzt sich dagegen stimmgewaltig und hochenergisch ab auch von den übrigen, ordentlich singenden Walküren.

Generalmusikdirektor Axel Kober lenkt zudem die Düsseldorfer Symphoniker souverän durch die mythischen Welten Wagners, mit großem Gespür für lange Bögen und dynamische Entwicklung. Das Publikum tobt.

(RP)
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