Für Internet-Kunstaktion Ex-Stasi-Häftling bezieht seine alte Zelle

Berlin (RPO). Der ehemalige Stasi-Häftling Carl-Wolfgang Holzapfel hat für eine Woche seine frühere Gefängniszelle in der heutigen Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen bezogen. Der 65-Jährige ließ sich am Donnerstag von der Künstlerin Franziska Vu für das Projekt "24/7 Stasi-Live-Haft" einschließen, wo er bis 5. November rund um die Uhr durch eine Kamera "überwacht" wird. Während dieser Zeit kann die Aktion im Internet verfolgt werden.

Ex-Stasi-Häftling bezieht alte Zelle
8 Bilder

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Der Leiter der Gedenkstätte, Hubertus Knabe, begrüßte das Projekt und versicherte Holzapfel seine Hochachtung. Er sei sich bewusst, dass die Aktion "etwas Irritierendes und Verstörendes hat". Allerdings dürfe die DDR nicht nur "vom Ende her", dem Mauerfall, gedacht werden. Man müsse auch die "bleiernen Jahre" zuvor sehen. Knabe fügte hinzu, dass seine Einrichtung für die Aktion nur als Gastgeber fungiere.

Holzapfel zufolge bietet die Web-Übertragung die Möglichkeit, "viele Menschen in aller Welt zu erreichen". Vor allem Jugendliche, die überhaupt keine Erfahrung mit dem Unrechtsstaat DDR hätten, sollten angesprochen werden. Vu führte an, ihr sei es wichtig, dass junge Leute zuschauten, die sonst nicht in Gedenkstätten gingen. Die Künstlerin kündigte zusätzlich zu den Web-Bildern Fotos vom Aufenthalt an, die später in einer Wanderausstellung gezeigt würden.

Bei anderen Stasi-Opfern stieß die Aktion hingegen auf Kritik. Ehemalige Häftlinge äußerten ihr Unverständnis.

Das Areal in Hohenschönhausen wurde von 1945 bis 1949 von der sowjetischen Spezialpolizei NKDW als Gefängnis und Verhörzentrum genutzt. Zwischen 1951 und 1989 hielt das DDR-Ministerium für Staatssicherheit in dem systematisch ausgebauten Komplex "Staatsfeinde" gefangen. Holzapfel war dort 1965 neun Monate lang inhaftiert.

(DDP/felt)
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