Ein bisschen Hoffnung? Diese Kandidaten sind für Deutschland beim ESC dabei

Düsseldorf · Die ersten acht Kandidaten für den deutschen ESC-Vorentscheid stehen fest. Der NDR versucht aus der Endlosschleife der Enttäuschungen herauszukommen. Ob das gelingt und ob die Beiträge das Zeug dazu haben?

ESC 2024: Kandidaten beim deutschen Vorentscheid - Fotos
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Das sind die Bewerber beim deutschen ESC-Vorentscheid

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Foto: dpa/Christoph Soeder

„Germany 12 Points“, so schimpfte sich das deutsche Auswahlverfahren für den Eurovision Song Contest (ESC) noch im vergangenen Jahr. Ironisch, weil man doch weiß, dass der Zwölf-Punkte-Regen für den deutschen Beitrag doch zurecht in den letzten Jahren ausblieb. Der Newcomer Malik Harris wurde auserkoren, mit seinem Lied „Rockstars“ im italienischen Turin das Land zu vertreten und das bestmöglichste Ergebnis herauszuholen. Die Hoffnungen vom federführenden NDR waren wie gewohnt hoch, üppig waren das Marketing und die PR. Was übrig blieb, waren sechs Punkte aus dem Zuschauervoting, der 25. und somit letzte Platz sowie eine abermals enttäuschte deutsche Delegation.

Wie nach jeder Pleite gelobte der NDR Besserung. In Form von Änderungen im Abstimmungsprozess, der Verschiebung von Kriterien für die Lieder oder der Jury. Nun soll wieder – wie nach jeder Pleite – alles besser werden. Der erste Schritt in diese Richtung war schon einmal die bescheidene Entscheidung, den Titel „Germany 12 Points“ in Frieden Ruhen zu lassen und wieder zum altbewährten „Unser Lied für ...“ zurückzukehren.

ESC 2024: Die deutschen Teilnehmer seit Lena Meyer-Landrut
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Die deutschen ESC-Teilnehmer seit Lenas Sieg

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Foto: dpa/Christoph Soeder

Der international größte Musikwettbewerb findet in diesem Jahr in Liverpool statt. Zwar hat die ukrainische Formation Kalush Orchestra mit „Stefania“ gewonnen, aufgrund des anhaltenden Angriffskrieges ging die Gastgeberrolle jedoch an den Zweitplatzierten: Großbritannien.

In diesem Jahr entschloss sich die Delegation um die Leiterin Alexandra Wolfslast, acht Kandidaten direkt für den Vorentscheid zu ermitteln. Dazu wurde die Expertise von der ESC-Redaktion des NDR und einem beratenden Team aus nationalen und internationalen Musik-Expertinnen und Experten herangezogen, wie es auf der Internetseite Eurovision.de heißt. Diese Kandidaten wurden aus 548 Bewerbungen ausgesiebt. Weitere Anmeldungen gab es über die Video-Plattform TikTok. 900 Videos gingen dort unter dem Hashtag #UnserLiedFürLiverpool ein, bis zum großen Vorentscheid kann aus noch sechs Verbliebenen ein Favorit gewählt werden, der das Teilnehmerfeld aus insgesamt neun Beiträgen abrunden wird.

Die ersten acht Beiträge für die Sendung am 3. März hat der NDR nun bekannt gegeben. Ein bisschen wirkt das Teilnehmerfeld wie eine kleine Wiedergutmachung. Die deutschen ESC-Fans hatten dem NDR vorgeworfen, den Wettbewerb nicht richtig verstanden zu haben. Im vergangenen Jahr suchte man explizit nach radiotauglichen Songs, dabei sind es doch gerade die unüblichen und eben nicht radiotauglichen Lieder, die beim ESC gut ankommen. Die ausgewählten Lieder waren mittelmäßig und gingen nahtlos ineinander über, keines stach so wirklich heraus. Die Metalcore-Band Electric Callboy wurde vom NDR abgelehnt, dabei sahen viele ESC-Fans in dem durchgedrehten Lied „Pump it“ ein bisschen Hoffnung für eine gute Platzierung.

Nun finden sich gleich zwei Rock-Songs im Repertoire wieder, Lonely Spring mit der 2000er Pop-Punk-Nummer „Misfit“ und die Dark-Rock-Band Lord Of The Lost mit „Blood and Glitter“. Allgemein ist das Aufgebot im Vergleich zum vergangenen Jahr diverser. Dark-Pop à la Lana del Rey kommt von der Sängerin Anica Russo mit „Once Upon a Dream“, die Folk-Pop-Nummer „Melodies of Hope“ von Patty Gurdy, Will Church mit seiner Ballade „Hold on“ und eine glatte aber tanzbare Nummer von Trong mit „Dare to be Different“ gehören ebenfalls zu den Auserwählten. Radio-Pop steuert René Miller bei; er singt „Concrete Heart“.

Die einzige deutschsprachige Nummer ist mit dem bekanntesten Namen unter den acht Teilnehmern verbunden: Frida Gold. Die Band um Sängerin Alina Süggeler versucht es mit „Alle Frauen in mir sind müde“. Dass Lieder in Landessprache Erfolg beim ESC haben, zeigt ein Blick in die jüngste Vergangenheit: Zu nennen wäre etwa das Kalush Orchestra aus der Ukraine oder vier der Top Fünf Beiträge aus dem Jahr 2021.

Am 4. Februar konnte sich Ikke Hüftgold noch als neunter Teilnehmer über ein TikTok-Voting qualifizieren. Der 46-jährige Schlagersänger wird mit „Lied mit gutem Text“ an den Start gehen.

Sängerin Frida Gold hat sich einen Platz im nationalen Vorentscheid gesichert.

Sängerin Frida Gold hat sich einen Platz im nationalen Vorentscheid gesichert.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Wird es im Mai also wieder heißen: „Germany 12 Points“? Wahrscheinlich nicht. Dafür haben die Lieder nicht das nötige Alleinstellungsmerkmal. Die deutschen ESC-Fans können sich aber freuen, dass sie diesmal nicht ein und denselben Song vorgesetzt bekommen, sondern aus einer mehr oder minder diversen Auswahl entscheiden können. Ob es aber „Unser Lied für Liverpool“ wird, also zumindest die deutschen Fans hinter ihrem Beitrag stehen, das wird sich nach der Sendung am 3. März zeigen.

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