Bethlehem Es regnet in die Kirche von Bethlehem

Bethlehem · Das Weltkulturerbe im Westjordanland bedarf dringend der Sanierung.

Auf langen Beinen durchschreitet Pater Stephane die Geburtskirche. "Die Kirche wird von ihrer Umgebung beeinflusst", sagt er. "Wir haben kein Wasser, keine Blumen, also keine Bienen und damit auch kein Wachs. Dafür gibt es Oliven, deshalb hängen hier Öllampen." Ob Kerze oder Öllampe – die Spuren von Rauch und Ruß kleben unübersehbar an Mauern und Gewölbe. Die Bilder der Heiligen an den verschmutzten Säulen lassen sich nur noch erahnen.

An der alten Kirche sind jedoch nicht nur Schönheitsreparaturen nötig. Seit Jahrzehnten regnet es durch das Dach. "Wenn man das Dach austauscht, kann sich die Last verändern", sagt Pater Stephane. "Also müssen auch die Mauern auf ihre Tragkraft geprüft werden." Der fromme Mann ist der franziskanische Ordensobere der Katharinenkirche, die unmittelbar an die Geburtsbasilika grenzt. Beide Gebäude sind mit einem Durchgang verbunden.

Schon vor zwei Jahren beauftragte die Palästinensische Autonomiebehörde Experten, um Schäden und Kosten für deren Behebung zu ermitteln. Der Bericht müsse bald fertig sein, lautet die Auskunft im Rathaus von Bethlehem. Pater Stephane will "irgendwo die Summe von 21 Millionen Dollar" gehört haben, aber "am Ende wird es ja doch meistens teurer". Lediglich 200 000 Euro stehen bisher bereit. Frankreichs Regierung hat als erste einen Beitrag für die Reparaturen beigesteuert. Von der UN-Kulturorganisation, die die Geburtsbasilika zum Weltkulturerbe erklärte, sei kein Geld zu erwarten, glaubt der Pater. Aber wenn es mit der Arbeit erst einmal losgeht, würden sicher "die Kirchen weltweit, die Regierungen und vielleicht sogar die Golfstaaten spenden". Dass die Kirche seit 50 Jahren vernachlässigt wird, liegt nicht nur an dem mageren Budget der Palästinenser. Grund sei auch, dass sich die Christen nicht immer einig waren. Jeder wollte seinen eigenen Stil. Und wenn Kompromisse nicht möglich sind, warte man ab.

Im Westjordanland ist Bethlehem die größte Attraktion für die Pilger. Im 6. Jahrhundert ließ der römische Kaiser Justitian I. die 200 Jahre zuvor von Kaiser Konstantin dem Großen errichtete und beim Aufstand der Samaritaner 529 stark beschädigte Kirche wieder aufbauen. Das Gotteshaus gehört zu den ältesten der Welt und wurde auch von den Muslimen verschont.

(epd)
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