Einnahmen aus der Kirchensteuer sinken Erzbistum Köln erwartet Finanzlücke
Köln · Köln legt soliden Finanzplan vor, aber bis 2030 könnten 100 Millionen Euro fehlen. Die wichtigste Einnahmequelle ist und bleibt die Kirchensteuer. 655 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, aber 689 Millionen Euro 2022.
8,8 Millionen Euro hat das Kölner Erzbistum im vergangenen Jahr an Betroffene des sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester bezahlt. Diese Summe soll auch in den kommenden Jahren als Maßstab dienen, allerdings will man das Budget an aktuelle Entwicklungen dynamisch anpassen. Dafür werden aber keine Kirchensteuermittel verwendet, wie Gordon Sobbeck bei der Vorstellung des Finanzberichts des Erzbistums für 2023 betonte. Vielmehr stamme das Geld für die Anerkennung des Leids aus Einnahmen aus dem Verkauf von Immobilien der Diözese.
Im Gegensatz dazu werden Kirchensteuermittel für die weiterhin umstrittene Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) eingesetzt. Zwar sind die für die KHKT in 2023 veranschlagten 2,2 Millionen Euro angesichts der Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 654,7 Millionen Euro ein vergleichsweise überschaubarer Posten. Allerdings knüpft sich gerade daran die Frage nach dem Sinn solcher Kirchensteuerausgaben für eine vor vier Jahren ins Leben gerufene Einrichtung: So verweist das NRW-Wissenschaftsministerium darauf, dass laut Preußenkonkordat allein die Bonner Universität für die Priesterausbildung zuständig sei.
Kein deutsches Bistum hat im vergangenen Jahr so viele Austritte zu verzeichnen gehabt wie Köln: Mehr als 40.000 Menschen kehrten dort der katholischen Kirche allein 2023 den Rücken zu. Doch trotz sinkender Kirchensteuereinnahmen und einer hohen Inflation verzeichnet Köln für 2023 einen Jahresüberschuss von fünf Millionen Euro. Klingt zunächst viel, ist aber angesichts des Überschusses aus dem Jahr 2022 ein Rückgang um fast 80 Prozent. Damals erzielte das Erzbistum noch rund 30 Millionen Euro Überschuss.
Die wichtigste Einnahmequelle ist und bleibt die Kirchensteuer. 655 Millionen Euro waren es 2023, 689 Millionen ein Jahr zuvor. Das meiste Geld der Kirchensteuer kommt dem weiten Feld der Pastoralen Einheiten zugute (236 Millionen Euro); enthalten sind darin sowohl Seelsorge und Personalkosten als auch Instandhaltung und Bewirtschaftung. Ein weiterer großer Batzen ist die Förderung von Erziehung und Bildung. 41 Millionen Euro gingen an die 539 Kitas, weitere 83 Millionen flossen in die 33 erzbischöflichen Schulen, das Priesterseminar, das Diakonen-Institut sowie das Kolumba-Museum.
Trotz anhaltender Kirchen- und Glaubenskrise bleibt das Erzbistum solide handlungsfähig. Ein Blick in die Zukunft aber ist weniger entspannt. Durch rückläufige Erträge und steigende Aufwendungen prognostiziert die wirtschaftliche Rahmenplanung, dass sich bis zum Jahr 2030 eine Finanzierungslücke von 100 Millionen auftürmen wird. Und so ist im Finanzplan von Anpassung einzelner Leistungen die Rede wie von „pastoralen Schwerpunktsetzungen“. Es wird also um Einschnitte, Zusammenlegungen, Kürzungen gehen.