Erlesen – Arrested Development

Als Hip Hopper und Rapper sich in ihren Videos noch nicht mit schweren Goldkettchen, Luxus-Autos und Frauen in knappen Bikinis in Szene setzten, feierte Arrested Development die größten Erfolge. Das "Rolling Stone"-Magazin kürte die 17-köpfige, unkonventionelle Kombo aus Atlanta, USA, zur "Band des Jahres". Das Debütalbum "3 Years, 5 Months And 2 Days In The Life Of..." mit den sozial-kritischen Hits "Tennessee" und "Mr. Wendal" verkaufte sich rund fünf Millionen mal und wurde mit zwei Grammys ausgezeichnet. Das war 1993. Wie weggewischt waren die Musiker danach aus den internationalen Charts. Zu Unrecht, wie das Konzert der Band in der Berliner Volksbühne zeigte.

Denn das Künstlerkollektiv um Gründer, Texter und Sänger Speech aka Todd Thomas ist in seinen musikalischen Arrangements, Texten und auch Auftritten noch immer betörend anders: Die quirlige Eshe, barfuß und in einem bodenlangen Sommerkleid in lila, reißt das Publikum mit ihren unkonventionellen Tanzeinlagen mit. Sie wirbelt über die Bühne, wirft die Arme immer wieder grazil in die Luft, um sich dann auf den Boden zu werfen. Das wirkt nicht einstudiert, sondern natürlich, passend zur Musik. Tasha hat diese bezaubernde Gospel-Stimme. Wie eine Statue steht sie auf der Bühne in dem schwarzen langen Kleid, und fesselt die Zuschauer mit ihrer schweren, aber klaren Stimme, die unter die Haut geht. Und da ist Speech, in dunkler Jeans und Hemd mit Weste, der mit seinem Sprechgesang politische, aber nie aggressive Töne anschlägt, der zur Bekämpfung von Rassismus aufruft und zu mehr Öko-Bewusstsein. Zwei Stunden lassen sich die unkonventionellen und erlesenen Musiker von ihren 160 Fans feiern. Zurecht.

(RP)
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