Düsseldorf Entdeckung: Früher Film mit Grönemeyer

Düsseldorf · Schlosserlehrling Gerd will dieses Leben nicht mehr: In Reihen an der Werkbank stehen, mit grober Feile über Metallklötze schrubben, das ödet ihn an. Er hat doch die Freiheit im Sinn, will mit seinen Freunden auf dem Motorrad durch den Wind rasen, Musik machen, lungern, leben. Also sucht er Streit mit seinem Lehrmeister, gibt ihm eine Ohrfeige, da kann die Freiheit beginnen.

Was für ein Vergnügen, Herbert Grönemeyer zu erleben in der Rolle des Revoluzzers aus kleinen Verhältnissen, der nicht enden will wie sein proletarischer Vater, sondern von Abenteuer, Weite, Liebe träumt. 1979 hat er in dem Spielfilm "Uns reicht das nicht" diesen Gerd gespielt, der sich erst gut fühlt, wenn er auf sein Motorrad steigt und fährt, wohin er will. 22 Jahre ist Grönemeyer damals alt, ein James Dean des Ruhrgebiets, aufmüpfig, aber nicht zu sehr. Er braust ja nur über Bundesstraßen, und im Hintergrund hängen Regenwolken über der Landschaft.

Damals arbeitete Grönemeyer als Musiker und Darsteller am Schauspielhaus Bochum. Er erlebte Leute wie Peter Zadek oder Pina Bausch und lernte den späteren Kölner Intendanten Jürgen Flimm kennen. Der trommelt 1978 junge Talente zusammen, um für den WDR dieses deutsche Rebellendrama zu drehen, einen Film über junge Leute, die ohne rechten Plan versuchen, der Spießigkeit zu entkommen. Neben Grönemeyer spielen etwa der damals sehr lässige Uwe Ochsenknecht mit und Anna Henkel – Grönemeyers spätere Frau.

Bei den Dreharbeiten lernten die beiden einander kennen. Auch im Film spielen sie ein Paar, und wenn sie nebeneinander im Autoscooter sitzen oder in eine Villa einbrechen, einfach, um mal das Leben der Reichen auszuprobieren, dann wirken die beiden so jugendlich unbekümmert und zugleich so vertraut. Man muss dann daran denken, dass Anna Henkel nur 45 Jahre alt werden sollte und dass Grönemeyer für sie einmal texten würde: "Der Mensch heißt Mensch/ weil er lacht/ weil er lebt/ du fehlst."

In "Uns reicht das nicht" begegnet man auch den musikalischen Anfängen des Sängers, dem immer wieder diese Mischung aus trotzigem Pathos, eigenwilliger Poesie und eingängigem Rock gelingen sollte. Eine Mischung, die die Deutschen so anspricht. 1979 sang Grönemeyer noch in der Band "Ocean Orchestra" von Dieter Flimm, Bruder des Regisseur. Damals sang er auf Englisch. Es sind satte, warme Jazzrock Lieder, die auch den Film begleiten. Der DVD liegt eine CD der Band bei, Stücke, die zunächst kurios klingen, weil Grönemeyers Akzent so deutsch ist, doch dann bekommt man sie, wie alles von Grönemeyer, nicht mehr aus dem Kopf.

Auf einer DVD den Anfängen dieses Künstlers zu begegnen, ist wirklich eine Entdeckung.

1 DVD (105 Min.) und 1 CD, erschienen bei Turbine Medien

(RP)
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