Englisch ade: Magdalena Tul singt auf Polnisch

Was für andere ein schlechtes Omen wäre, soll Magdalena Tul Glück bringen. Ausgerechnet an Position eins startet sie heute Abend für Polen in das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest. Während ESC-Teilnehmer tendenziell einen späteren Startplatz bevorzugen, um bei den Zuschauern bei der Telefonabstimmung präsenter zu sein, hat sich die 31-Jährige über eine Wildcard die Eröffnung der Runde ausgesucht. Die eins sei ihre Glückszahl, sagt die Sängerin.

Eine Portion Glück dürfte angesichts der Konkurrenz im ersten Halbfinale auch nötig sein. Denn an den Start gehen unter anderem die tendenziell erfolgreichen Länder Finnland und Russland, zudem treten auch Geheimfavoriten wie Aserbaidschan an. Besonders bitter: Aus Deutschland bekommt Polen dieses Mal keine Punkte, denn die Fans aus der Bundesrepublik sind erst im zweiten Halbfinale stimmberechtigt. Statt alter ESC-Bündnispartner muss Tul voll und ganz auf ihren Song "Jestem" setzen.

Sympathien könnte Tul mit ihrem Liedtext einheimsen, denn der bietet eine Seltenheit im diesjährigen Wettbewerb: Er ist komplett in der Landessprache verfasst. "Ich war mir zunächst nicht sicher, ob ich auf Polnisch oder Englisch singen sollte. Meine Fans haben mir dabei geholfen, diese Entscheidung zu treffen", sagte die Sängerin nach ihrer ersten Probe in der Arena. Dies biete die Möglichkeit, die polnische Sprache europaweit zu präsentieren.

Trotz des Muts zur Landessprache bleibt ihr Song eher blass. Der Mischung aus Disco und R'n'B fehlt der knackige Refrain, der Zuschauern von Portugal bis Russland im Gedächtnis bleibt. Auch die Historie spricht nicht gerade für das 38-Millionen-Einwohner-Land. 16 Mal war Polen dabei, doch nur die erste Teilnahme 1994 in Dublinwar wirklich erfolgreich. Edyta Górniak sorgte damals mit dem Lied "To nie ja" für einen sensationellen zweiten Platz.

Tul ließ die magere ESC-Bilanz bei ihren Auftritten in Düsseldorf bisher kalt. Schließlich kann sie sich auch auf ihre Erfahrung verlassen. Die 31-Jährige arbeitete bereits als Musical-Sängerin in Warschau für Produktionen wie "Cats" und "Grease". Ihre Stimme muss sich dementsprechend nicht vor der Konkurrenz verstecken. Auch tänzerisch dürfen Zuschauer etwas erwarten. Beim Probenauftritt wälzte sie sich sogar über die Bühne – trotz Stöckelschuhen.

(RP)
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