Energie aus dem Meer

Wasser klingt nach etwas Leichtem, Sanftem, Weichem. Tatsächlich aber würde ein Wasser-Würfel mit einem Meter Kantenlänge bereits eine Tonne wiegen. Damit wird klar, welche Kraft im Wasser steckt. Schon jetzt stammen 16 Prozent des weltweit erzeugten Stromes mehr oder weniger aus dem Wasser. Und es gibt bereits viele Ideen, wie man diesen Anteil noch weiter ausbauen könnte. Beispielsweise über eine 180 Meter lange und 1400 Tonnen schwere "Seeschlange": Sie besteht aus mehreren, miteinander verbunden Segmenten, mit denen die Wellenbewegung des Meeres über Pumpen in hydraulische Energie umgewandelt wird – um kleine Turbinen anzutreiben.

Andere Techniken nutzen die Wellen, um Luft aus Kammern zu blasen – die quasi Windräder antreiben. Eine weitere Idee ist, Wellen durch eine V-förmige Barriere zu konzentrieren. Sie würden dann über eine Rampe auf eine Turbine zulaufen. Oder aber man setzt "Paddel" ein, die durch die Brandung an der Küste bewegt werden. Dadurch pressen sie Wasser durch eine Leitung, das am Strand eine Turbine antreibt.

Das größte Problem aller solcher Wellenkraftwerke ist indes die gewaltige Belastung, der sie bei Stürmen und extremen Wellengängen ausgesetzt wären.

Andere Ideen gehen eher in Richtung Windkraft – nur dass in dem Fall "Wasserräder" die natürlichen Meeresströmungen anstelle des Windes ausnutzen könnten. Aufgrund der höheren Dichte des Wassers wären sie tatsächlich sehr effektiv. Beispiele dafür sind das Seaflow-Projekt vor der britischen Küste, die Kobold-Anlage in der Straße von Messina oder "The Blue Concept" bei Hammerfest in Norwegen.

Daneben gibt es bereits Gezeitenkraftwerke: Bei Flut treibt dabei steigendes Wasser Turbinen an. Zudem wird dieses einströmende Wasser durch einen Deich aufgestaut. Dadurch aber unterscheidet sich bei Ebbe die Wasserhöhe vor und hinter dem Deich. Das Wasser kann so einfach wieder ausströmen und dabei erneut Turbinen antreiben. Das einzige europäische Gezeitenkraftwerk befindet sich an der französischen Atlantikküste, wo der Hub bei der Mündung der Rance zwölf bis 16 Meter beträgt. Die Anlage hat eine Leistung von 240 Megawatt und wird seit 1967 betrieben. Die britische Regierung prüft derzeit den Bau eines riesigen Gezeitenkraftwerkes im Bristol-Kanal, wo 8500 Megawatt Leistung installiert werden könnten.

Das weltweite Potenzial für Gezeitenkraftwerke ist begrenzt, da es nur eine kleine Anzahl von Buchten und Flussmündungen gibt, in denen dieser Gezeitenhub ausreicht, um wirtschaftlich Strom zu produzieren.In Deutschland gibt es keine geeigneten Standorte, meint die Agentur für Erneuerbare Energien. Auch seien die Meeresströmungen zu gering, um "Wasserräder" zu installieren. Das Potenzial der Meeresenergie ist in Deutschland verhältnismäßig gering, schlussfolgert die Agentur.

Dennoch liege für Deutschland in dieser Technik eine Chance: Schon heute setzen 50 Prozent aller Wasserkraftanlagen weltweit auf "Made in Germany". Deutschland könnte darum vor allem wirtschaftlich von der Entwicklung profitieren.

(RP)
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