Einfühlsames Liebesdrama aus dem Iran

Drama "Sharayet – Eine Liebe in Teheran"

Eigentlich machen die Schülerinnen Atafeh (Nikohl Boosheri) und Shirin (Sarah Kazemy) das, was Mädchen anderswo auf der Welt auch gerne machen: Sie kichern herum, hören gerne Pop, treffen sich mit anderen Jugendlichen zum Feiern und tanzen zu Technomusik. Doch ihren Traum von einem freieren Dasein träumen sie heimlich, bei illegalen Partys im Untergrund oder in der Videothek im Hinterzimmer eines Friseursalons, weil es eben gefährlich ist, sich im Teheran der heutigen Tage diesen Dingen zu widmen. Und auch wenn Atalehs liberale Familie einen eher westlichen, weltoffenen Lebensstil pflegt, ist der Moment der Entdeckung allgegenwärtig. Erst recht, als sich in die Freundschaft der Mädchen auch sexuelle Anziehung mischt und sich Atafehs Bruder nach einem Drogenentzug auf die Seite der religiösen Fundamentalisten schlägt.

Es ist gut, dass sich die iranisch-amerikanische Regisseurin Maryam Keshavarz, die mit ihrem Spielfilmdebüt "Sharayet – Eine Liebe in Teheran" 2011 den Publikumspreis beim Sundance Film Festival in den USA gewann und hier ihre eigenen Erfahrungen als Heranwachsende im Iran verarbeitet hat, auf die Lebensrealität ihrer Figuren und deren Alltag in einem repressiven System konzentriert. Sie bettet ihre Erzählung nicht in einen größeren Kontext, in dem dann leicht politische Phrasen drohen. Die Bedrohung, der ihre weiblichen Hauptfiguren ausgesetzt sind, ist auch so ständig spürbar, obwohl die Bilder von irgendwelchen Überwachungskameras nur zwischengeschnitten sind und man die so genannte Moralpolizei zumeist nur von hinten sieht.

Es wirkt vielleicht etwas übertrieben, wenn der Bruder plötzlich zum Fanatiker mutiert. In seiner Gestalt gerät denn auch etwas zuweilen arg Thesenhaftes in den Film. Das wäre – zumal in dieser plakativen Art und Weise – in diesem eigentlich einfühlsamen Erstlingswerk über den Balanceakt junger Iranerinnen zwischen Tradition und Moderne gar nicht nötig gewesen. lll

(RP)
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