Offener Brief Ingrid Bachér Ein Theater zu Ehren der Stadt

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Thomas Geisel,

Sie haben recht, gutes Theater kann man überall spielen. Der repräsentative Bau ist nicht für das Theater notwendig. Doch ist er für das Ansehen der Stadt Düsseldorf und des Landes notwendig, als Ausdruck der Wertschätzung der Kultur. Und das nicht als schmückendes Beiwerk einer medial gesteuerten Event-Kultur, sondern im Wissen um die Notwendigkeit einer Kultur, die ihren Namen verdient, die nicht nur unterhält, sondern anregend ist, anstrengend auch, weil sie zum Selber-Denken verführen kann.

Das erfordert auch eine Anstrengung der Stadt, wenn sie dies überhaupt noch zu würdigen weiß und den Bürger nicht nur als Zulieferer und Konsument beachtet. Zivilisation und Kultur sind nicht zu trennen. Der Verlust an Kultur zieht den der Zivilisation nach sich.

Der Kapitalismus muss zivilisiert werden, Bildung ist notwendig, mehr Bildung - so hören wir immer wieder. Aber wenn es darauf ankommt, den Investoren genügend Geld zu zahlen, dann bedenkt man doch, ob man nicht den berühmten Theaterbau opfern soll, das Wahrzeichen widerständiger Kultur im Herzen der Stadt.

Angeblich, weil die Sanierung zu teuer wird, steht der Theaterbau in Gefahr, aufgegeben zu werden. Dabei entsteht der Verdacht, dass vielleicht der Bedarf hochgerechnet wird. Denn kein Unabhängiger hat ihn errechnet, sondern der Architekt, der den Gründgensplatz mit seinen Bauten gestalten wird und natürlich ein Interesse hat, auch das Theater mit einzubeziehen. Es wäre gut, auch um für Herrn Ingenhoven einen Interessenkonflikt zu vermeiden, eine zweite, genaue Berechnung der notwendigsten Reparaturen machen zu lassen. Denn es geht doch vor allem darum, das Haus wieder bespielbar zu machen, jetzt endlich, da es nach langer Interimszeit wieder zum Theater der Bürger wurde.

Das Theater, das den Menschen nützt, Fragen zulässt, Diskussionen in Gang setzt, Kreativität weckt, sollte mitten im Zentrum sein Stammhaus behalten, zu Ehren dieser Stadt.

In der Hoffnung, dass Sie Ihre Aufrechnung - " Für die Kosten der technischen Sanierung könne man gleich vier Mal den Zuschuss zum Grand Depart der Tour de France zahlen" - nicht so kulturfeindlich meinten, wie sie aufgenommen wurde, grüße ich sie herzlich, Ihre Ingrid Bachér

(RP)
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