Fotos Ein Kunstwerk zeigt Vorurteile über alle EU-Länder
Der tschechische Künstler David Cerny hat mit seinem Kunstwerk "Entropa" Vorurteile über Europas Nationen aus Korn genommen - und damit ein mittleres politisches Erdbeben ausgelöst. Wir zeigen seine provokativen Länderporträts.
DEUTSCHLAND - Deutschland und seine Autobahnen. Angeschaltet sollen laut Pressetext Licht- und Toneffekte angehen. Das Werk soll auf die Absurdität europäischer Verkehrspolitik hinweisen, die immer mehr Straßen schaffe. Manche fühlen sich von Cernys Darstellung an ein Hakenkreuz erinnert.
BELGIEN - Ganz Belgien ist eine Pralinenschachtel.
BULGARIEN - In Bulgarien löste Cerny Empörung aus. Entropa zeigt das Land als "türkisches Steh-Klo". Die Regierung des Balkan-Landes forderte den tschechischen EU-Vorsitz auf, das Werk umgehend zu entfernen.
DÄNEMARK - Das skandinavische Dänemark besteht bei Cerny nur noch aus Legosteinen.
FRANKREICH - Unser französischer Nachbar befindet sich im Streik. Komplett. Für immer.
NIEDERLANDE - Die Niederlande, wo muslimische "Parallelgesellschaften" immer wieder Schlagzeilen machen, liegen "Land unter", nur sieben Minarette ragen aus dem Wasser.
ITALIEN - Bella Italia besteht eigentlich nur aus Calcio, dem Fußball. Oder?
Luxemburg - Scheinbar aus Gold, winzig und nach Steuerskandalen und Finanzkrise zu verkaufen ist Luxemburg.
POLEN - In Polen rammen Geistliche die Fahne der Schwulenbewegung in den Grund ihrer vermeintlich erzkatholischen Gesellschaft.
RUMÄNIEN - Das Heimatland von Dracula skizziert Cerny als ein reines Horrorkabinett.
SCHWEDEN - Mit Schweden verbindenes viele automatisch einen Möbelkonzern, dessen Produkte man baufertig mit nach Hause nehmen kann.
SPANIEN - Spanien ist auf der Installation komplett zubetoniert, eine Anspielung auf die Bauwut des Landes.
TSCHECHIEN - Auch seine Heimat schonte Cerny nicht. Auf einem Display sollten "geniale Formulierungen" des für verbale Ausrutscher und seine EU-Kritik berüchtigten tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus die Öffentlichkeit amüsieren.
ÖSTERREICH - Österreich karrikiert Cerny in seinen in der Pressemappe dokumentierten Entwürfen als Gegensatz von Ökologie und Ökonomie.
GROSSBRITANNIEN: Leerstelle. Die Insel der Euroskeptiker fehlt in der Installation.
ZYPERN - Das geteilte Land: Norden und Süden sind durch ein Scharnier verbunden.
Estland - Cerny erinnert mit Hammer und Sichel an die sowjetische Vorgeschichte.
FINNLAND - Ganz Finnland besteht aus Sauna und Holz, lautet nach Ansicht des Künstlers das gängige Vorurteil.
GRIECHENLAND - Ein Land als eine einzige Naturkatastrophe. Cerbny erinnert an die vernichtenden Brände, die sogar die Vororte von Athen heimsuchten.
UNGARN - Das Atomium als Stereotyp für Brüssels Europa, reife Wassermelonen und scharfe Würstchen für Ungarn.
IRLAND - Irland typisisiert Cerny als folkloristisches Happening für Touristen.
LETTLAND - "Falls wir Berge haben", steht unter den Umrissen des kleinen Baltenstaates zu lesen. Nähere Erläuterungen gibt es nicht. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass niemand Vorurteile über Lettland hat?
LITTAUEN - Eine Adapation des Brüsseler "Manneken Piss" kombiniert mit Littauens totalitärer Vergangenheit, kommentiert der Künstler sein Bild.
MALTA - Malta ist vor allem klein. Ironisch kommentiert der Künstler diese hervorstechende Eigenschaft mit einem Zwergelefanten.
PORTUGAL - Er möge kein Fett und er möge keine Kolonialisierung, erläutert Cerny mit Blick auf die ehemalige Kolonialmacht Portugal.
SLOWAKEI - Die Slowakei protestierte gegen die Darstellung des Landes als Würstchen, das von der Nationalflagge des Nachbarlandes Ungarn eingewickelt ist.
SLOWENIEN - "Die ersten Touristen kamen im Jahre 1213", steht als Inschrift auf dem Block. Cerny will damit auf slowenische Probleme mit der eigenen Identität verweisen.
Noch vor der offiziellen Eröffnung gab es in Brüssel mächtig Ärger um die Installation. Cerny bot an, umstrittene Werke gegebenenfalls zurückzuziehen.