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Ein Kulturtipp für die nächste Zeit Einfach mal Gitarre lernen – jetzt!

Service | Düsseldorf · Manche lernen Sanskrit, andere kramen alte Brettspiele hervor. In Zeiten der Pandemie kann man aber auch ein Instrument lernen – zum Beispiel Gitarre. Dabei sollte einiges beachten werden.

 Der legendäre Neil Young.

Der legendäre Neil Young.

Foto: dpa/Nils Meilvang

Das Wetter soll ja am Wochenende eher usselig werden; wahrscheinlich sogar mit etwas Regen zwischendurch. Nun haben wir in Zeiten der Pandemie den häuslichen Rückzug ausgiebig geübt. Manche schafften sich Haustiere an, andere lernten Sanskrit oder entdeckten die pure Freude an jenen Brettspielen, die sich doch mit der Pubertät als familiäre Folterwerkzeuge entpuppt hatten. Gefühlt haben wir auch fast alle Online-Angebote der Museen, der Dichtkunst und der Konzerte gesichtet und gesehen. Genau darum gibt es diesmal einen absoluten „Langstrecken-Kulturtipp“, vielleicht den langfristigsten überhaupt.

Buchtipp Zur vielsagenden Einstimmung aber empfehle ich erst einmal dieses Buch: Das ist die Autobiographie des legendären Neil Young, der vor ein paar Jahren in „Ein Hippie-Traum“ sein Leben erzählte: über seine große Liebe zu Autos, über seine Auftritte mit „Crazy Horse“ und alles andere. Wir kehren mit Neil Young in die Studios zurück bis zu den Squires, seiner ersten Band, und zu  Songs wie „Oh, Susanna“ und „Clementine“. Crosby, Stills, Nash and Young werden noch einmal innig beschworen; vor allem aber sein Verhältnis zu Crazy Horse. Seine Auftritte mit dieser ruppig veranlagten und nach dem Indianerhäuptling benannten Begleitband führten ihn immer wieder „in kosmische Bereiche“, wie er schreibt. „An das Körpergefühl, mit den Horse zu spielen, kommt nichts anderes heran.“ Das Buch über das legendäre Hippie-Leben des heute 75-Jährigen ist auch deshalb so lesenswert, weil es scheinbar mit beträchtlicher Unbedarftheit geschrieben wurde. Neil Young schreibt, was er so über die Welt denkt; und in diesen Momenten steigt er runter vom Sockel des Rockstars. Also: Neil Young: „Ein Hippie Traum“. Es ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen und  kostet als gebundenes Buch   22,99 Euro, als Taschenbuch für 12,99 Euro

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Aber, wie gesagt, das ist ja nur der Einstieg für einen viel langfristigeren Kulturtipp. Der nämlich lautet: Gitarre lernen. Genau jetzt! Denn warum sollte man all die Pandemie-Einschränkungen nicht  zum Anlass nehmen, ein Instrument zu lernen?

Worauf man sich einstellen muss (wenn man nicht gerade zu den bislang unentdeckten Gitarrengöttern zählt), ist dieses Lernintervall: Im ersten Jahr freundet man sich mit der Gitarre an, im zweiten lernt man das Instrument besser kennen, und ab dem dritten Jahr beginnt es dann allmählich Spaß zu machen.

 Bis zu diesem Ziel gibt es drei Wege: den klassisch-konventionellen Weg, den anarchisch-inspirierten Weg und den neuzeitlich-autonomen Weg. Und wie immer es auf solchen Wanderungen zugeht: Jede Strecke hat steinige Abschnitte, Auf- und Abstiege, mal ist es sonnig und mit tollen Aussichten, mal regnerisch und insgesamt recht trüb.

Der erste Weg

Beginnen wir klassisch: dieser Weg führt über den Besuch einer Musikschule oder Gitarrenschule oder Gitarrenakademie - wie auch immer, jedenfalls einer konventionellen Lehranstalt.

Der Vorteil: Man hat in der Regel eine feste Stunde pro Woche, an die man sich halten muss und die den Schüler diszipliniert, zumal jeder Lehrer schnell merkt, ob in der Woche geübt wurde oder nicht. Worauf zu achten ist: Man sollte eine kostenlose Probestunde bekommen, bei der man den Gitarrenlehrer   kennenlernen darf und dann etwas besser abschätzen kann, ob die Chemie stimmt.

Der Nachteil: Das wären die Kosten. Ganz grob sind das etwa 100 Euro monatlich für eine wöchentliche Unterrichtsstunde.

Der zweite Weg

Beim anarchisch-inspirierten Weg verzichtet man auf solche Institutionen gänzlich und begibt sich mutterseelenallein auf die Reise. Es gibt immer wieder die Geschichten großer Gitarristen, die sich das Spiel selbst beigebracht und in nächtelangen Versuchen Noten und Akkorden nachgespürt haben. Hört sich spannend an, dürfte aber bis auf wenige Einzelfälle selten zum Erfolg führen.

Der Vorteil: Man ist absolut selbständig und kann sich die Zeit ohne Druck einteilen. Zudem gibt es gute Literatur für Anfänger und Fortgeschrittene mit Übungen und CDs zum Mitspielen, mit denen ein Selbststudium wirklich machbar wird. Mein Literaturtipp: Heinz Teuchert: „Die neue Gitarrenschule“ Band 1: Lieder begleiten, Melodie- und Solospiel, Klassik und Folklore.

Der Nachteil: Das ist die Disziplin! Anfangs macht es Spaß, bald ein bisschen weniger, dann nervt es, und schließlich lässt man es ganz sein. Das ist – zugegeben – auch eine Typenfrage.

Der dritte Weg

Schließlich (und das sind die shooting stars in Pandemiezeiten): die Online-Schulen. Klar, auf Youtube finden sich haufenweise kostenlose Videos, in denen einzelne Riffs oder Songs auch mit Griffbrett-Abbildungen gut erklärt werden. Zu empfehlen sind aber richtige Online-Schulen, von denen es inzwischen einige sehr professionelle gibt. Mit speziellen Kurs-Angeboten für viele Musikstile und unterschiedliche Gitarren. Zu einem Kurs gehört Theorie-Material, Ton-Beispiele, Backing Tracks, Erklärvideos und so weiter. Viele bieten zusätzlich zu den Kursen für Anfänger und Fortgeschrittene auch gedrucktes Material an.

Der Vorteil: Man wird an die Hand genommen, wird Schritt für Schritt ans Gitarrenspiel herangeführt. Wobei man dabei das eigene Lern- und Übungstempo bestimmen kann.

Die Nachteile: Man kann nicht mit dem Lehrer zusammenspielen, man benötigt ebenfalls mehr Disziplin, hinzu kommen die Kosten. Natürlich variieren die Preise (aber auch die Qualität der Angebote) zwischen 150 und 300 Euro – einmalig für ein Gesamtpaket.

Apropos Kosten Klar, auch die Anschaffung des Instruments und des Zubehörs gehören dazu. Wobei gebrauchte Instrumente auf jeden Fall ausreichend sind. Für eine Second-Hand-Konzertgitarre sollte man 100 bis 150 Euro veranschlagen, hinzu kommt eine Fußbank (etwa 15 Euro), sowie ein Notenständer (ebenfalls 15 Euro). Stimmgerät und Metronom sind auch wichtig, allerdings gibt es dafür auch gute kostenlose Apps. Die Preise für eine E-Gitarre liegen deutlich höher, zumal noch ein Verstärker hinzukommt.

Eine Empfehlung: Für eine Probestunde sollte man sich eine Gitarre ausleihen und den Lehrer um eine Empfehlung bitten. Vor allem sollte man erproben, ob es eine Rechtshänder-Gitarre sein soll (was meist der Fall ist) oder eine für Linkshänder. Wobei auch mancher Linkshänder sich auf einer Rechtshänder-Gitarre sehr wohl fühlt.

Abschließende Weisheit Ansonsten gilt die alte (Gitarren-)Weisheit: Es gibt nur zwei Dinge, die du falsch machen kannst: aufhören oder gar nicht erst anfangen!

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