Ein Bus – zu groß für ein ganzes Land

Als hätte Düsseldorf nicht schon genug Verkehrsprobleme, kurven die Delegationen des Eurovision Song Contests (ESC) seit Wochenbeginn in eigenen Bussen durch die Gegend. Jedes der 43 Teilnehmerländer hat vom Sponsor der Veranstaltung ein riesiges Gefährt vor das Hotelportal gestellt bekommen – mit Schriftzug und Länderfähnchen. Nee, wie schön! Das Dumme ist nur, dass wegen der ständigen Gleichmacherei in Europa jedes Land den gleichen Bus bekommen hat. Zwergstaat San Marino könnte seine komplette Bevölkerung auf den 49 Sitzplätzen unterbringen – und noch einige italienischen Tramper an der Autobahnauffahrt einsammeln.

Auch Moldawien, Armenien und Island düsen mit einem Lions Coach durch die Stadt und stehen auf Busparkplätzen, in Taxizonen oder sonstwo – zum Brüllen. Die Bürger sollen am besten auf Bus und Bahn umsteigen (zum Beispiel wie alle Besucher der Arena-Veranstaltungen) oder Fahrgemeinschaften bilden. Aber wenn der ESC in der Stadt zu Gast ist, gelten andere Regeln. Und San Marino und Moldawien fahren nicht in einem Mini-Bus.

Selbst Delegationen größerer Länder werden Probleme bekommen, alle Sitzplätze zu besetzen. So viele Delegationsleiter, Dolmetscher und Tänzer kann es in einem Staat gar nicht geben. Wenn doch, müsste es genügen, wenn nur zwölf und nicht 25 Tänzer in weißen Anzügen über die Bühne hüpfen, die sich stilistisch nicht zwischen klassischem Ballett, Stepptanz und Discofox entscheiden können.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Delegationen für ihren Aufenthalt nicht auch noch eine Düsseldorfer Eigenart übernehmen: Wenn die Riesen-Busse in zweiter Reihe vor der Bäckerei oder dem Büdchen halten, ginge nur noch wenig. Der einzige Trost: Die Bestellung für San Marino würde nicht lange dauern.

Aufhören ist die Kolumne für diejenigen, die den Song Contest für überflüssig halten, aber kein Gehör finden.

(RP)
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