Ein Auftragsmörder jagt sich selbst

In dem klugen Science-Fiction-Film "Looper" spielt Joseph Gordon-Levitt einen Killer im Jahr 2044, der Menschen tötet, die ihm aus der Zukunft geschickt werden. Eines Tages sitzt er der gealterten Version seiner selbst gegenüber. Ein packender Thriller mit Tiefgang.

Man schreibt das Jahr 2044, und Joe (Joseph Gordon-Levitt) arbeitet als Mörder für die Mafia. Allerdings auf spezielle Weise: Er bekommt die Opfer aus einer 30 Jahre entfernt liegenden Zukunft geschickt. Per Zeitmaschine liefern Verbrechersyndikate ihre Gegner gefesselt und mit einem Sack über dem Kopf in der Vergangenheit ab, und ein sogenannter "Looper" wie Joe erledigt das blutige Handwerk. Er entsorgt die Leichen, ohne Fragen zu stellen.

Der Job läuft wie geschmiert für den Auftragsmörder, bis er eines Tages einem Opfer gegenübersitzt, das ihm bekannt erscheint. Plötzlich blickt der Killer seinem ergrauten Alter Ego (Bruce Willis) in die Augen, zögert zu lange, und so kann seine futuristische Version entkommen.

Während der junge Joe, fortan gejagt von anderen Loopern, versucht, seinen Fehler wieder gutzumachen, verfolgt der ältere Joe ein anderes Ziel: Er will den mächtigsten Gangsterboss der Zukunft, der 2044 noch ein Kind ist, finden und töten.

Das mag kompliziert klingen, aber es ist erstaunlich, wie clever, geradlinig und auch durchdacht Regisseur Rian Johnson die verschiedenen Ebenen und Erzählstränge verknüpft und wie er die Ungereimtheiten, die dem Plot eines Zeitreisefilms anhaften können, elegant überspielt. Manchmal auch mit Ironie.

"Du erwartest doch jetzt nicht, dass ich dir erkläre, wie Zeitreisen laufen", sagt Bruce Willis irgendwann salopp zu seinem jüngeren Gegenüber, doch weil das komplexe Konstrukt eine innere Logik hat und das Paradoxe immer plausibler wird, denkt man über etwaige Unwahrscheinlichkeiten erst gar nicht nach. So wirkt es selbst stimmig, wenn der junge Joe bei seiner Flucht auf einer Farm landet, die von einer alleinerziehenden Frau (Emily Blunt) und ihrem seltsamen Söhnchen (Pierce Gagnon) bewohnt wird, und sich dort schließlich der Clou der ganzen Geschichte offenbart.

"Looper" ist der dritte Langfilm des 38-jährigen Autorenfilmers Rian Johnson. Schon mit seinem Debüt, dem von Chandler und Hammett inspirierten High-School-Krimi "Brick", in dem Joseph Gordon-Levitt 2005 einen Studenten auf Mördersuche spielte, erregte er Aufmerksamkeit. 2008 folgte die hinreißende Hochstaplerkomödie "The Brothers Bloom", in der Adrien Brody und Mark Ruffalo zwei Trickbetrüger mimten. Und nun serviert Johnson – erneut nach eigenem Drehbuch – einen Film, der in seiner ganzen Machart zu den originellsten Zukunftsvisionen der letzten Jahre zählt.

Gut, die Story ist durchaus mit Zitaten gespickt, erinnert mal an "12 Monkeys", mal an "Terminator". Aber wie Johnson diese Versatzstücke in eine logische Welt einspinnt, das ist durchaus eigenständig, einfallsreich und nicht zuletzt eigenwillig. Denn sein Gespinst entwickelt bei allen genretypischen Elementen eine Tiefgründigkeit, die man so aus anderen Filmen dieser Gattung kaum kennt.

Nach einem rasant gestrickten Prolog, der noch in stereotypen Bahnen verläuft und vor allem auf klassische Spannungsmache setzt, verlangsamt Johnson das Tempo, schlägt einen fast gemächlichen Erzählton an und nimmt sich Zeit für die Figuren. Das Gewissen spielt mit, die Angst vor dem Tod, und so beruht die Wirkung, die "Looper" auf den Zuschauer hat, nicht zuletzt auf dem existenziellen Drama, das die Charaktere bewegt.

Etwas befremdlich erscheint allerdings das Aussehen von Joseph Gordon-Levitt. Während Johnson ansonsten fast gänzlich auf Effekte und Kulissen verzichtet, die das Jahr 2044 anders aussehen lassen als unsere Gegenwart, trägt Gordon-Levitt permanent ein spezielles Make-up, um Bruce Willis etwas ähnlicher zu sehen. Das irritiert eher, als dass es die Illusion vom anderen Ich belegt. Wobei dies der einzige Schwachpunkt bei diesem außergewöhnlichen Mix aus Science-Fiction und Melodram bleibt, in dem mal nicht sinnentleerte Action und teures Produktionsdesign wie zuletzt in "Total Recall" die Hauptrolle haben. ll ll

(RP)
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