Duisburg Duisburg: Museum wird immer teurer

Duisburg · Die Kosten für den spektakulären Erweiterungsbau des Duisburger Museums Küppersmühle steigen nach jüngsten Berechnungen immer weiter: Statt der ursprünglich geplanten 40 Millionen Euro geht man nun von 60 bis 70 Millionen Euro aus. Noch aber stehen die Sponsoren zum Projekt.

Vor dem Museum Küppersmühle liegt seit einigen Wochen ein riesiger skelettartiger Baukörper. Eigentlich hätte er längst aufs Dach des Museums gehört, wie ein "schwebender Container". Doch vorerst macht das Stahlgerüst, das die Grundlage für den spektakulären Erweiterungsbau des Museums für moderne Kunst am Duisburger Innenhafen sein sollte, fast nur noch negative Schlagzeilen.

Zunächst mokierte man sich über die ständig über den Haufen geworfenen Pläne zum eigentlichen "Hebetermin". Jetzt aber wird es ungleich brisanter: Die Kosten für den Erweiterungsbau explodieren geradezu. War zunächst von 30 Millionen Euro die Rede, bald darauf von 40 Millionen Euro und schließlich gar von 50 Millionen Euro, so wird nun spekuliert, dass die Kosten wahrscheinlich bei 60 Millionen Euro, möglicherweise gar 70 Millionen Euro liegen könnten. Solche Zahlen dementiert man bei der Duisburger Gemeinnützigen Baugesellschaft AG (Gebag), die Bauherrin ist, längst nicht mehr. Gebag-Chef Dietmar Cremer möchte überhaupt keine Aussagen machen, mit denen man ihn später festnageln könnte.

Der Erweiterungsbau soll nur durch Sponsoren finanziert werden. Ende 2009 war das Land NRW, das sich ursprünglich mit zehn Millionen Euro am Erweiterungsbau beteiligen wollte, abgesprungen, durchaus einvernehmlich mit den Sponsoren, wie es damals hieß.

Hauptsponsor ist das Sammlerehepaar Sylvia und Ulrich Ströher. Das Ehepaar verfügt offenbar über ein Milliardenvermögen. Sylvia Ströher ist Erbin des Wella-Konzerns. Doch mittlerweile ist durchgesickert, dass es in dem Vertragswerk zum Erweiterungsbau eine Klausel gibt, nach der die Ströhers aussteigen können, wenn die Grenze von 50 Millionen Euro überschritten wird.

Natürlich ist die Gebag nun bestrebt, die Ströhers bei der Stange zu halten. Gestern gab es dazu erste Gespräche. Dabei sollen die Sponsoren signalisiert haben, vorerst nicht abzuspringen. Es soll aber geprüft werden, wie teuer der Erweiterungsbau am Ende wirklich ist. Neben dem Sammlerehepaar ist der Evonik-Konzern der zweite Hauptsponsor, der bislang zehn Millionen Euro für den Bau und weitere zehn Millionen für die Vermarktung des erweiterten Museums geben will. Vielleicht wird nun auch versucht, doch noch das Land Nordrhein-Westfalen an den Kosten zu beteiligen.

Ein Grund für die Kostenexplosion ist, dass eine Stahlbaufirma mit dem Kürzelnamen ISS, die für das Gerüst für den Erweiterungsbau zuständig war, in Insolvenz gegangen ist. Und nicht nur das: Es hat sich herausgestellt, dass diese Pleitefirma, die nach Cremers Worten "in Ansätzen kriminell" gehandelt habe, so fehlerhaft gearbeitet hatte, dass das gesamte Stahlgerüst saniert werden muss. Cremer hofft, von ISS noch Schadensersatz fordern zu können. Ob man von einer insolventen Firma allerdings noch Geld erwarten kann, gilt als fraglich.

Das Stahlgerüst ist von ISS so mangelhaft hergestellt worden, dass einige Fachleute schon Zweifel hegten, ob es überhaupt erhaltenswert ist. Cremer versicherte jedoch, dass der Baukörper "sanierungsfähig" ist. Vor allem müssten die sogenannten Schweiß-Knotenpunkte – 53 an der Zahl – nachgebessert werden.

Diese Arbeit übernimmt nun die Claus Queck GmbH aus Düren; eine Stahlbaufirma, die 2009 in Barcelona mit dem "European Steel Design-Award" ausgezeichnet wurde. Kontrolliert werden die Arbeiten von der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Duisburg, ein international angesehenes Institut.

Angesichts der Kostenexplosion und vor allem der Sorge, die Sponsoren zu verlieren – was verheerende Folgen für die Gebag hätte – verblassen natürlich die Fragen nach der Ästhetik des Erweiterungsbaus und dem Eröffnungstermin des spektakulären, weithin sichtbaren modernen Kunstcontainers auf dem Altbau. Ursprünglich sollte die Erweiterung der Küppersmühle im vergangenen Kulturhauptstadtjahr eröffnet werden; Optimisten hoffen mit der Fertigstellung jetzt in 2012.

Kulturdezernent Karl Janssen hatte massiv für die "hochspannende und ansprechende" Erweiterung des Museums geworben. In Duisburg ist man nun der Ansicht, dass es keinen Weg zurückgibt. Das riesige Stahlkorsett für den 55 Meter langen, 29 Meter breiten und 17 Meter hohen Bau müsse so schnell wie möglich aufs Dach gehoben werden; mit dem Evonik-Schriftzeichen an der Fassade außen und Werken der Sammlung Ströher im Innern.

(RP)
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