„Comedian Harmonists“ in Duisburg Der gefährdete Lebensmut der Comedian Harmonists

Duisburg · Die „Comedian Harmonists in Concert“ bringen zum Lachen, machen Gänsehaut und zeigen die Schönheit von Liedern der 20er und 30er Jahre, die nicht immer von einem Kaktus handeln müssen.

 Das Quintett der „Comedian Harmonists in Concert“ brachte in Duisburg eine großartige Premiere auf die Bühne.

Das Quintett der „Comedian Harmonists in Concert“ brachte in Duisburg eine großartige Premiere auf die Bühne.

Foto: Hans Jörg Michel

Es müsste ein Wort geben für dieses Gefühl: Es steht zwischen Lachenmüssen und einem Gerührtsein, das Gänsehaut macht. Zwischen diesen beiden Polen springt man bei der Premiere der „Comedian Harmonists in Concert“ im Theater Duisburg hin und her, bis man irgendwo in der Mitte steckenbleibt und merkt: Es gibt dieses Wort, und es heißt Glück.

Cornel Frey, Luis Fernando Piedra, Florian Simson, Dmitri Vargin, Günes Gürle und Patrick Francis Chestnut am Flügel kopieren die legendäre Gruppe der späten 20er und frühen 30er Jahre nicht, sie geben ihren Liedern neues, frisches Leben. In dem mit 280 Zuschauern momentan leider schon vollbesetzen Saal singen sie die komischen Lieder wie „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Ich hab’ für dich nen Blumentopf bestellt“ und das unschlagbare „Kannst du pfeifen, Johanna“ mit derselben absoluten Hingabe wie die wehmütigen „Guter Mond“, „Irgendwo auf der Welt“ und „Auf Wiedersehen, leb wohl“.

Das Quintett schichtet die trotz des Schlagercharakters komplexen Harmonien perfekt; und es ist nicht nur diese melodische Mehrstimmigkeit, die begeistert, sondern gerade auch die Dynamik, dieser lebendige Wechsel aus Schmettern und Hauchen.

Der sympathische Musicaldarsteller Dirk Weiler führt durch den mit 75 Minuten recht kurzen Abend, indem er die Biografie der „Comedian Harmonists“ zwischen den Liedern umreißt: wie die Gruppe in einer Mansardenwohnung übte, wie ihre Popularität dank der neuen Schellackplatten explodierte – und wie die Reichsmusikkammer sie ins Ausland zwang, indem sie den jüdischen oder jüdischstämmigen Mitgliedern Erich A. Collin, Harry Frommermann und Roman Cycowski das Singen und jede Form des Auftritts verbot. Diese Etappen sind lichttechnisch ansprechend und darstellerisch minimalistisch dargestellt: Die befrackten Männer halten während der „Übungsstunden“ Zigaretten und ihre Textblätter in Händen, und als das Unrecht der NS-Zeit über sie kam, stehen die Musiker mit dem Rücken zum Publikum, ominös beleuchtet, während Weiler ihre Geschichte erzählt.

Doch so will die Truppe das Publikum nicht entlassen: Der Haudrauf-Humor von „Schöne Isabella“ und eine Reprise des anzüglichen „Veronika, der Lenz ist da“ zeigen zum Schluss nochmal den überschäumenden, manchmal unwirklichen Lebensmut, der die „Comedian Harmonists“ unsterblich machte.

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