"Düsseldorfs Herz schlägt für seine Gäste"

Für das Wetter in Düsseldorf ist der Oberbürgermeister verantwortlich, scherzte Dirk Elbers am Samstag in seiner Begrüßungsrede. Tatsächlich gerät der ESC temperaturtechnisch zum nächsten Sommermärchen – wohl auch deshalb kosteten die 43 Delegationen ihre Zeit auf dem 170 Meter langen roten Teppich genüsslich aus. Mehr als zwei Stunden dauerte der Einzug der 1100 Beteiligten in die Tonhalle, begleitet von Fanfaren und einem Fahnenmeer. Lena, im weißen Etui-Kleid und Kurzmantel, flanierte als letzte durch das Spalier aus Fans und Fotografen, tanzte, scherzte, grimassierte. Von Nervosität keine Spur. Aus dem Fräuleinwunder ist ein Star geworden – ohne Allüren.

Wer das Schaulaufen glücklich absolviert hatte, musste noch an Stefan Raab und Anke Engelke vorbei. Die beiden fühlten sich schon mal in ihre ESC-Moderation ein. Raab, bewaffnet mit seiner Ukulele, passte die Künstler ab und überredete sie, mit ihm und Engelke "Mein Vater war ein Wandersmann" in die Kamera zu singen. Fast alle nahmen es sportlich – vor allem den Refrain "Faleri, Falera, ha ha ha ha ha" und legten witzige Kurzauftritte hin – das irische Duo Jedward etwa bewies dabei große Entertainer-Qualitäten.

OB Elbers fiel es schwer, das zu toppen, aber immerhin begrüßte er die insgesamt 1800 Menschen im Saal – neben den Delegationen noch 500 Gäste und Medienvertreter – in mehreren Sprachen. "Düsseldorfs Herz schlägt für unsere Gäste", sagte er in Abwandlung des ESC-Mottos "Feel Your Heart Beat". Auch Jan Ola Sand, bei der EBU verantwortlich für den ESC, wirkte euphorisiert angesichts des bislang reibungslosen Ablaufs. Da fügte sich der von der Düsseldorfer Kommunikations-Agentur Hagen Invent organisierte Gala-Abend perfekt ein. Immerhin gibt es keinen anderen Anlass, an dem alle ESC-Teilnehmer aufeinandertreffen.

So gab es bei der anschließenden Party in der Rotunde nicht nur einiges zu feiern, sondern zahllose multilaterale Gespräche. Im internationalen Getümmel fiel es dann auch nicht weiter auf, dass Raab und Engelke den Empfang schon bald wieder verlassen hatten, ebenso wie Lena, die als Entschuldigung aber die gestrige zweite Probe anführen konnte. Ansonsten tummelten sich auf der Feier noch Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers, die gemeinsam mit Engelke und Raab das ESC-Finale moderieren wird, sowie NDR-Intendant Lutz Marmor und ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber.

Den Schlusspunkt des gelungenen Abends setzte die portugiesische Spaßtruppe Homens da Luta. Vor dem Haupteingang tanzten sie ausgelassen zu einer improvisierten Trommel- und Dudelsack-Einlage. Die Besucher tanzten mit. Es scheint so, als sei der Funke übergesprungen – der ESC ist nicht nur offiziell eröffnet, er ist jetzt auch bei den Menschen angekommen.

(RP)
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