Starrolle für Sophie Stockinger Das Prinzip Robin Hood am Düsseldorfer Schauspielhaus

Düsseldorf · Mit Pfeil und Bogen kämpft Sophie Stockinger als „Robin Hood“ um Gerechtigkeit. Das Kinder- und Familienstück hat am Sonntag Premiere am Düsseldorfer Schauspielhaus.

 Sophie Stockinger in der Rolle des Robin Hood.

Sophie Stockinger in der Rolle des Robin Hood.

Foto: david baltzer / bildbuehne.de/david baltzer

Direkt von der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin kam Sophie Stockinger ins Düsseldorfer Ensemble. Ihr Debüt im September hätte besser nicht sein können. Für ihren kaltschnäuzigen Auftritt in „Biedermann und die Brandstifter“ wurde die Wienerin allenthalben gelobt. „Ich hatte großes Glück mit dieser Produktion und mich sehr gefreut, als junge Frau gleich so eine Rolle spielen zu dürfen“, sagt sie. „Von Anfang an fühlte ich mich von allen gut aufgenommen und respektvoll behandelt.“

Am Sonntag folgt mit „Robin Hood“ ihre zweite Premiere. Das Kinder- und Familienstück wird gemeinsam von Schauspiel und Jungem Schauspiel auf die Bühne des Großen Hauses gebracht. Sophie Stockinger ist Robin Hood, ein mutiges Mädchen, bewehrt mit Pfeil und Bogen, das im Sherwood Forest eine furchtlose Räuberbande um sich schart – wild entschlossen, den ausbeuterischen Reichen ihr Geld abzuknöpfen und den Armen damit zu helfen.

Regisseur David Bösch, der auch die Textfassung schrieb, wollte eine Heldin für diese Inszenierung. „Robin ist ein Prinzip“, erläutert er. „Das Prinzip, die Ungerechtigkeit zu fühlen und dafür zu kämpfen, dass es gerechter wird – ein bisschen zumindest. Das ist ein Gefühl, das, glaube ich, jedes Kind kennt. Vom Schulhof, Schulweg, aus der Familie – ganz egal, ob sechs oder 12, ganz egal, ob Junge oder Mädchen.“

Sophie Stockinger gefällt das. Den Disneyfilm „Robin Hood“ aus den siebziger Jahren kannte sie in- und auswendig. „Als ich ihn jetzt wieder sah, spürte ich, wie stark er mich geprägt hat“, erzählt sie. „Wie die meisten Menschen hatte auch ich eine besondere Assoziation bei dieser Figur, die sich am Rande der Legalität bewegt.“

Sie zieht Parallelen zu Klimaaktivisten: „Mit meinen 25 Jahren empfinde ich durchaus eine Sympathie für Rebellion.“ Ihre Robin Hood sei eine beherzte junge Rächerin mit großen Idealen und bestimmten Vorstellungen von der Welt. Aber nicht blind vor Aktionismus: „David Bösch lässt Raum für Zweifel. Er will, dass man innehält und reflektiert.“

Das Stück ist durchwoben mit Musik. Auch Sophie Stockinger wird singen, ausgestattet mit einer soliden Gesangsausbildung an ihrer Schauspielschule. „Mit zwei Brecht-Stücken habe ich meine Theater-Karriere begonnen. Da wurde überall gesungen.“ Neu dagegen ist für sie das häufige Spielen hintereinander, aber genau solche Herausforderungen mag sie, sie passen zu ihrer Vorstellung von der Vielfalt ihres Berufes: „Ich möchte Starke und Schwache spielen, Menschen am Rande der Gesellschaft und mitten im Leben.“

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Foto: Wolfgang Harste

Kaum zu glauben, was Sophie Stockinger bereits alles hinter sich gebracht hat. Die Liste von Kino- und Fernsehfilmen ist beachtlich. Es hagelte Preise, darunter die „Romy“ (2019) für die beste Schauspielerin in ihrer Heimat Österreich. Mit 14 drehte die Teenagerin den ersten Spielfilm, aber begonnen hat es schon viel früher. Ein kanadischer Junge in ihrer Grundschule wollte wissen, wo die „Drama Class“ sei. Dass die dann gegründet wurde, war auch Sophies Mutter zu verdanken.

Seitdem hat es nie mehr aufgehört mit dem Spielen. Jeden Sommer Kindertheater, der Junge Club des Burgtheaters, das Junge Ensemble Hörbiger. „Tolle Projekte, mit denen ich erwachsen geworden bin“, sagt sie. War ein anderer Beruf für sie überhaupt denkbar? Sie lacht. „Na ja, ich habe schon in einem Steckbrief in der Grundschule vermerkt, dass ich Schauspielerin werden will. Hätte es nicht geklappt, wäre mir schon etwas eingefallen.“

Fiel es ihr bei allen Erfolgen neben der Bühne, wozu auch der Zweiteiler „Hotel Sacher“ gehört, nicht schwer, sich in ein festes Ensemble zu begeben? „Ich wollte immer ans Theater“, versichert Sophie Stockinger. „Nicht nur aus ökonomischen Gründen in unsicheren Zeiten. Ein Ensemble bedeutet, es geht nur gemeinsam. Man kommt mit unterschiedlichen Schauspielern zusammen, arbeitet mit verschiedenen Regisseuren.“

Nach einem Vorsprechen am Schauspielhaus wurde sie engagiert, macht sich gerade noch mit der Stadt vertraut. „Schön, dass es hier so eine breite Kunstlandschaft gibt, mit wunderbaren Museen und Konzertsälen.“ Keine Bedenken, sich den Raum für attraktive Dreharbeiten zumindest stark zu beschränken? „Nein. Ich konzentriere mich jetzt mit großer Lust aufs Theater.“

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