Düsseldorfer Fenster für Berlin

Die Freunde des Berliner Schlosses in Düsseldorf haben Spenden in Höhe von 20 Millionen Euro zugesagt. Beim geplanten Wiederaufbau soll damit ein Beitrag zur Rekonstruktion des zentralen Schlüterhofs geleistet werden.

Düsseldorf/Berlin Von den Diskussionen um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, von Terminverschiebungen und der Rücknahme solcher Änderungen hat sich der Förderverein Berliner Schloss durch die Jahre wenig beeindrucken lassen. Schon früh hatte Geschäftsführer Wilhelm von Boddien bundesweit um Spenden getrommelt, und er hatte Erfolg: Von den gesamten Baukosten in Höhe von 552 Millionen Euro will der Förderverein 80 Millionen tragen. Dafür gebe es Zusagen, so lässt er verlauten, und allein 20 Millionen davon stammten aus Düsseldorf. Jene 80 Millionen sind genau derjenige im staatlichen Budget nicht verankerte Betrag, um den die Rekonstruktion der Schlossfassaden eine moderne, also nicht originalgetreue Fassadengestaltung übersteigt.

Nach dem Vorbild der Spendenaktion für die Dresdner Frauenkirche will nun also auch die Düsseldorfer Sektion einen Beitrag zur Wiederherstellung nationalen Kulturguts leisten. Sie sammelt Geld speziell für die Rekonstruktion eines "Düsseldorfer Fensters" im Berliner Schloss. So lautet das Stichwort für mehrere Fensterachsen des Schlüterhofs, also des architektonischen Höhepunkts dieses Bau-Ensembles.

Damit die Spender wissen, wofür ihr Geld verwandt wird, hat der Verein einen Katalog herausgebracht, der anhand von Fotografien genau zeigt, welche Einzelteile erforderlich sind. Diese Teile werden symbolisch "verkauft", was in Wirklichkeit natürlich bedeutet: vom Spender gekauft. Zum Beispiel ein "Pilasterkapitell der unteren Kolossalordnung" für jeweils 50 000 Euro, "Porträtköpfe in der Manier antiker Münzen" für je 65 200 Euro oder eine "Muschel der Mezzaninfenster" für je 3710 Euro. So soll sich der barocke Schmuck des Schlüterhofs und darüber hinaus des gesamten Schlosses zusammenläppern. Wie in einem Immobilienkatalog ragt über manchen der Spendenaufrufe bereits ein Balken mit der Aufschrift "Verkauft".

Im Sommer wird auf dem Schlossgelände eine "Humboldt-Box" eröffnet, benannt nach dem Humboldt-Forum, jener Begegnungsstätte der Weltkulturen, die im Schloss eingerichtet werden soll. Die begehbare Box als Informationszentrum soll die Spendenbereitschaft noch erhöhen.

Im Jahr 2007 hatten der Bundestag und das Land Berlin beschlossen, 2010 mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses zu beginnen. Im Juni vorigen Jahres entschied die Bundesregierung jedoch, wegen der Euro-Finanzkrise den Beginn auf 2014 zu verschieben. Das Bundesbauministerium stellte im November 2010 einen neuen Zeitplan auf, wonach das Berliner Schloss bis 2019 rekonstruiert sein soll.

Ebenso wenig wie die Schmuck-Elemente, für die nun Spender aufkommen werden, sind im Budget des Schlossaufbaus die von Architekt Franco Stella eingeplante Kuppel und das Portal im Eosanderhof enthalten. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sprach sich jüngst noch einmal nachdrücklich dafür aus, die Kuppel zu errichten. Auch beim Reichstag sei über die Kuppel diskutiert worden; "jetzt ist sie zu dem Berliner Wahrzeichen schlechthin geworden." Zugleich sagte Neumann, Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) und er rechneten damit, dass mit ersten Baumaßnahmen bereits im Jahr 2013 angefangen werden könne. Wie das Bundesbauministerium erklärte, sollen schon im nächsten Jahr "erhebliche Gründungsmaßnahmen" beginnen. Wegen des U-Bahn-Baus unter dem Schlossplatz müssten solche Arbeiten früh ansetzen; andernfalls drohten Zusatzkosten in Höhe von 30 Millionen Euro. Nach dem Spatenstich gebe es 2013 aber nicht mehr als lediglich eine Bauvorbereitung. Aus dem Büro des Kulturstaatsministers verlautete gestern, es gehe alles planmäßig vonstatten, und auch die bewilligten Finanzmittel flössen bereits in die laufenden Vorbereitungen.

(RP)
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