Online-Konzert der Düsseldorfer Symphoniker Musik zwischen Tanz und Trauer

Der Dririgent Alexandre Bloch und die Düsseldorfer Symphoniker füllten den Saal der Tonhalle mit Mozart, Strauss und französischem Charme. Das Konzert ist online verfügbar.

 Verwandelte mit den Düsseldorfer Symphonikern den Saal der Tonhalle in ein „Klein-Paris“: Alexandre Bloch.

Verwandelte mit den Düsseldorfer Symphonikern den Saal der Tonhalle in ein „Klein-Paris“: Alexandre Bloch.

Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Im abendlichen Dunkel leuchtet die Tonhalle. Langsam fährt die Kamera auf das illuminierte runde Backsteingebäude zu, passiert die Glastüren und zoomt ins Foyer. Dort begrüßt Lilja Steininger, Solo-Flötistin der Düsseldorfer Symphoniker, die Ankömmlinge. Diese sitzen hinterm Bildschirm zu Hause und warten aufs Sternzeichen-Konzert. Der Live-Stream hat begonnen. Nun übernimmt Tonhallen-Intendant Michael Becker die Moderation und führt durchs Programm zwischen Mozart und Richard Strauss.

 Alexandre Bloch, der scheidende Principal Guest Conductor des Düsseldorfer Orchesters, steht am Pult der schlank und luftig besetzten Symphoniker. Los legt er mit Francis Poulencs witzigen „Musique pour faire plaisir“ in einem besonders humoristischen Arrangement für Holzbläser von Jean Françaix. Akustisch wähnt sich der Hörer in einer Märchenlandschaft mit munterem Geflügel-Geschnatter und Schwänen, die in einem Teich ihre elegischen Kreise ziehen. Bloch und die Bläser lassen die Farben leuchten, die so typisch sind für die französische Musik, die vielleicht klanglich raffinierteste im Europa des frühen 20. Jahrhunderts. Das alles klingt so plastisch und schillernd, dass sich der Saal in ein Klein-Paris zu verwandeln scheint.

 Solist des Live-Stream-Konzerts ist der österreichische Pianist Till Fellner, ein Spezialist für die Wiener Klassik. Den Solopart in Mozarts Klavierkonzert Es-Dur, Köchel-Verzeichnis 482, spielt Fellner außergewöhnlich klar. Als Hörer vernimmt man nicht nur jede einzelne Note, man versteht sie auch, so präzise interpretiert der Pianist den Notentext. Er hört genau ins Orchester hinein, begreift das Zusammenwirken kammermusikalisch und spielt aufmerksam wie ein Liedbegleiter. Besonders charmant gelingt der tänzerische Schlusssatz. Den Rhythmus präsentiert Fellner so fein, als sei er ein galanter Tänzer und die Tastatur seine Tanzpartnerin.

 Zum Ende des Konzerts wird es deutlich ernster: mit den Metamorphosen für 23 Solo-Streicher von Richard Strauss. Das Spätwerk entstand unter dem Eindruck des kriegszerstörten München. Das fein ziselierte Streicherstück wechselt zwischen Trauer und schwelgerischer Erinnerung. Die Streicher des Orchesters musizieren mit einer Anteilnahme, die vielleicht in der mit Verzicht verbunden Pandemie-Zeit noch etwas stärker ausfällt als an unbeschwerten Tagen. Die Videoaufzeichnung des Konzerts steht auf der Internetseite der Tonhalle.

 www.tonhalle.de

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