Pilotprojekt in Düsseldorf Das digitale Opernglas
Düsseldorf · Die Deutsche Oper am Rhein und Vodafone erproben gerade eine Brille mit Augmented Reality (AR). In der Neuproduktion „Die tote Stadt“ sind im April 30 Plätze für die Träger dieser besonderen Sehhilfe vorgesehen, die zusätzliche Informationen über die Aufführung liefert. Das sollten Interessierte über das Projekt wissen.
Mit diesem Anblick wird künftig zu rechnen sein: Opernbesucher, die während der Vorstellung eine Sonnenbrille tragen. Ein Schelm, wer da mutmaßt, es könne sich um einen Schutz vor szenischen Scheußlichkeiten handeln. Diese Menschen sind Teilnehmer eines Pilotprojekts. Die Sehhilfe liefert ihren Trägern digitale Zusatzinformationen: zum Beispiel über das Stück, über die Sängerinnen und Sänger oder über das Produktionsteam.
Die Deutsche Oper am Rhein und das in Düsseldorf ansässige Unternehmen Vodafone haben sich zusammengetan, um die Möglichkeiten dieser sogenannten AR-Brille zu erproben. AR steht für „Augmented Reality“, auf gut Deutsch also für die digital erweiterte Wirklichkeit. Wenn sich am 16. April der Vorhang zur Premiere von Erich Wolfgang Korngolds Oper „Die tote Stadt“ hebt, sind 30 Plätze für Träger dieser Neuheit vorgesehen: stets im zweiten Rang, weil der für den schnellen Datenfluss notwendige 5G-Empfang dort am besten klappt. Die Plätze gehen bereits ab 10. März in den Vorverkauf, ein Aufpreis wird nicht erhoben. Insgesamt sind sechs Vorstellungen mit diesem Zusatzangebot angesetzt.
Die Intendanz des Hauses nennt die AR-Brille „Das digitale Opernglas“. Vermutlich nicht allein, weil es charmanter klingt, sondern weil es bereits bestehende Angebote wie das „digitale Foyer“ und seine magischen Spiegel ergänzt. Obschon die Gläser sehr dunkel gefärbt aussehen, verdüstern sie das optische Erleben nur minimal, versichert Vodafones Innovationschef Michael Reinartz. Die Brille wird auch Übertitel anzeigen, wahlweise auf Deutsch oder Englisch. Apps können mit dem Blick angesteuert werden. Eine besondere Kamera ermöglicht Blicke in den Orchestergraben.
Kann man sich bei so vielen Extras überhaupt noch auf das Stück konzentrieren? „Es ist ja nicht gesagt, dass alle die AR-Brille während der gesamten Vorstellung tragen“, beschwichtigt Christoph Meyer, Generalintendant der Rheinoper. Ihm ist es wichtig, mit dem Prototypen zu experimentieren, um ein neues, technikaffines Publikum für Oper und Ballett zu begeistern und um die Erfahrungen an andere Häuser weiterzugeben. „Wir sind extrem gespannt, wie das funktioniert und wie es angenommen wird“, sagt Jens Breder, Marketingdirektor der Rheinoper.
Vor knapp einem Jahr hat ein gemeinsames Team beider Institutionen mit der Arbeit an diesem Projekt begonnen. Vodafone möchte die hochmoderne Technologie in möglichst vielen Sphären ausprobieren. Nach Ausflügen in die Welt des Fußballs (VfL Wolfsburg), in die Küche von Steffen Henssler und in die Neurochirurgie von Universitätskliniken deshalb jetzt die Zusammenarbeit mit der Rheinoper. Ob daraus in Zukunft vielleicht ein Sponsoring erwachsen könne? Da schweigen die Herren elegant.
Info Tickets und Informationen unter www.operamrhein.de.