Kulturförderung in NRW Ministerin will Moyland umstrukturieren

Düsseldorf · Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen will die Dauer-Streitigkeiten um das Museum Schloss Moyland beenden. Außerdem bekommt die Kunstsammlung NRW mehr Geld – und der Jazz soll gefördert werden.

 Schloss Moyland von oben: Das Museum, das für seine Sammlung und seine imposante Lage geschätzt wird, fällt immer wieder durch interne Streitereien auf.

Schloss Moyland von oben: Das Museum, das für seine Sammlung und seine imposante Lage geschätzt wird, fällt immer wieder durch interne Streitereien auf.

Foto: Krebs, Andreas (kan)

Geht es nach Isabel Pfeiffer-Poensgen, sollen die Querelen in und um das Museum Schloss Moyland bald ein Ende haben. „Wir müssen Grundsätzliches verändern, auch in den Verantwortlichkeiten“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerin für Kultur und Wissenschaft am Rande einer Pressekonferenz, bei der sie die Schwerpunkte ihrer künftigen Kulturförderung vorstellte. Zwar taucht Moyland in diesen neuen Förderprogrammen nicht auf, dennoch ist das Museum eine der großen Baustellen der Ministerin, weil es zuletzt vor allem durch Führungsstreitigkeiten von sich reden machte und nicht mit seiner einzigartigen Sammlung von Werken des Künstlers Joseph Beuys. So steht das Museum zurzeit ohne Direktorin da, nachdem Bettina Paust, die das Haus seit 2009 leitete, nach großem Krach und langem Rechtsstreit ihren Posten räumte – beziehungsweise räumen musste, das ist Ansichtssache.

Grund für die ständigen Querelen auf Schloss Moyland – die nicht erst mit Paust begannen – ist die Struktur der Stiftung, die das Haus finanziert und alle Entscheidungen absegnet. Zwei Stifterfamilien und das Land sitzen gleichberechtigt im Stiftungsvorstand. Beschlüsse, so will es der Stiftungsvertrag, müssen einstimmig getroffen werden. Ein Umstand, der in den vergangenen Jahren zu immer neuem Ärger führte und auch die Arbeit der Museumsleitung belastete. Als „Schlangengrube“ bezeichnete Barbara Hendricks (SPD), Klever Bundestagsabgeordnete und frühere Bundesumweltministerin, Moyland neulich.  

Die Geburtsfehler des Hauses sind offensichtlich, nur offen angesprochen wurden sie von den Verantwortlichen bislang selten, das macht Pfeiffer-Poensgens Aussagen bemerkenswert. So sollen die nötigen Prozesse für eine Neustrukturierung nun in Gang gesetzt werden. Denn, so räumte die Ministerin ein, unter den gegebenen Umständen werde es auch künftig kein Museumsdirektor auf Schloss Moyland leicht haben. Zumal die Interessenten für den Job zurzeit nicht gerade Schlange stünden, sagte Pfeiffer-Poensgen.

Moyland – das ist das eine. Das andere sind die vielen kommunalen Museen im Land, die ab diesem Jahr mit 1,5 Millionen Euro für Ankäufe gefördert werden und auch mehr Unterstützung bei Ausstellungsvorhaben erfahren sollen. So sieht es die „Stärkungsinitiative“ des Kulturministeriums vor, deren künftige Schwerpunkte Pfeiffer-Poensgen nun vorstellte. Auch die Kunstsammlung NRW mit seinen Ausstellungshäusern in Düsseldorf soll demnach mehr Geld für den Ankauf von Kunst bekommen. Einen Ankaufetat von einer Millionen Euro stellte das Ministerium der landeseigenen Sammlung in diesem Jahr zur Verfügung. 2019 soll sich der Etat auf zwei Millionen Euro verdoppeln. Mit dem Geld soll „qualitativ hochwertig, aber divers zu dem, was bislang da ist“ gesammelt werden, wünscht sich die Ministerin.

Bis 2022 soll der Kulturetat des Landes von 200 Millionen Euro (im Jahr 2017) auf 300 Millionen Euro erhöht werden, Jahr für Jahr um etwa 20 Millionen Euro, so hat es die schwarz-gelbe Landesregierung festgelegt. Von den zusätzlichen Mitteln sollen künftig verstärkt auch ländliche Regionen profitieren. Dortige Kultureinrichtungen, etwa Bibliotheken, sollen neu ausgerichtet und Angebote gebündelt werden – was vielerorts bereits geschieht. Bis 2020 stellt das Land hierfür insgesamt 750.000 Euro zur Verfügung, ab 2021 drei Millionen Euro pro Jahr, um für eine kulturelle Grundversorgung in ländlichen Gebieten zu sorgen, wie es aus dem Ministerium hieß.

Landauf, landab sollen zudem freie Ensembles und Musiker gefördert werden, also Künstler, die nicht institutionell gebunden sind. Eine Ensembleförderung – in der Regel für je drei Jahre – soll aufgebaut werden, das Fördervolumen bis 2020 1,4 Millionen Euro betragen und weiter anwachsen. Die Förderung von Spielstätten soll von 40.000 Euro auf 140.000 Euro aufgestockt werden, und die Ministerin möchte sich künftig um den Jazz bemühen. Eine neue Exzellenz-Initiative in Höhe von 120.000 Euro soll einzelnen Jazz-Musikern künftig einen Karriere-Schub ermöglichen.

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