Ausstellung in der Galerie Geuer und Geuer Struktur und Licht – die Leitsterne des Heinz Mack

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Galerie zeigt Werke von Heinz Mack. Der umtriebige ZERO-Pionier lässt in der Schau „Malerei im Licht“ Aquarelle und Gouachen einmal mehr erstrahlen.

Heinz Mack (l.) und Galerist Dirk Geuer.

Heinz Mack (l.) und Galerist Dirk Geuer.

Foto: Sebastian Drueen

Vor zwei Jahren, als Heinz Mack seinen 90. Geburtstag feiern konnte, widmete der Düsseldorfer Kunstpalast dem ZERO-Pionier eine Hommage, die vorwiegend das Frühwerk präsentierte. Wer geglaubt hat, der in Mönchengladbach und auf Ibiza lebende Künstler werde es im Patriarchen-Alter gemächlicher angehen lassen, sieht sich getäuscht. Heinz Mack, der in seiner Sturm-und-Drang-Phase „das Auto zum besten kinetischen Objekt“ erklärte, gibt nach wie vor Gas. Im Osthaus Museum in Hagen wurde vor Tagen eine Werkübersicht eröffnet, die den Schwerpunkt auf die Malerei legt, aber auch Skulpturen, Wandreliefs und eine Lichtstele umfasst. Derweil wartet die Düsseldorfer Galerie Geuer & Geuer mit einer kammermusikalischen Schau auf, die knapp 25 kleine Aquarelle und Gouachen vereint.

Damit nicht genug: Bis zum 2. Juli zeigt die ZERO foundation an der Düsseldorfer Hüttenstraße die Sonderausstellung „Ein Kleid, monochrom. ZERO & Mode“. Minimalistische Kreationen der Modedesignerin Viktoria Lorenz treffen hier auf Werke jener Künstlerpuristen, die Ende der fünfziger Jahre in Düsseldorf ZERO aus der Taufe hoben – gemeinsam mit Otto Piene und Günther Uecker bildete Mack das zentrale Dreigestirn dieser Gruppe, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten ein phänomenales Comeback auf internationaler Ausstellungsbühne erlebte.

Angesichts des Œuvres, das Heinz Mack in rund 60 Jahren hervorgebracht hat, ist der Ausdruck „Produktivität“ eine glatte Untertreibung. Gemälde, Skulpturen und lichtkinetische Installationen, Fotografien, Bühnenbilder und Architekturvorhaben – all das und manches mehr hat der Künstler erprobt und vollendet. Dabei war er stets konzentriert „auf die Klarheit der reinen Farbe und der dynamischen Lichtschwingung im Raum“. Seine Kunst-Expeditionen in die Sahara und in die Arktis machten den mehrfachen documenta-Teilnehmer auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Das war Land Art im großen Stil, in einem Maßstab, der jeden musealen Rahmen sprengte.

Doch verschmäht Heinz Mack nicht das kleine Format: „Zeitweise habe ich die Neigung und Leidenschaft, mehrere Arbeiten in recht kurzer Zeit herzustellen. Es ist eine intensive Strategie, um den Reichtum und die Fülle meiner Ideen möglichst schnell zu realisieren.“ Davon kann man sich jetzt in der Galerie Geuer & Geuer überzeugen. In den gegenstandsfreien Arbeiten auf Papier balanciert der Künstler farbige Flächen in immer neuen geometrischen Variationen aus. Selbstgewählte Beschränkung und klare Struktur sind ihm dabei oberste Richtschnur: „Ich habe immer die Einfachheit gesucht“, so Mack. „Denn die Welt ist angefüllt mit Bildern, die Verwirrung stiften.“

Seine Kunst hingegen sorgt für Durchblick und für Klarheit. Was nicht mit bloßer Schlichtheit zu verwechseln ist. Denn zwischen den blockförmigen Elementen der Blätter entfaltet sich ein nuancenreiches Spiel von Wechselwirkungen, Kontrasten und Übergängen. Mack selbst spricht von „Chromatischen Konstellationen“, die er ans Licht bringt. Was bei ihm wörtlich zu nehmen ist, begreift er doch „Farbe als Licht und Licht als Farbe“. Rasch und spontan sind diese leuchtenden Aquarelle und Gouachen entstanden – beiläufig im besten Sinne.

Zugleich waltet auf der Bildfläche eine lockere Ordnung, die der kreativen DNA des Künstlers entsprungen ist. Die Idee, dass Natur und Kunst Ausprägungen eines geordneten Gefüges sind, veranschaulichen schon jene Fotografien, die der junge Heinz Mack Mitte der 1940er-Jahre anfertigte, also noch vor seinem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, das er 1950 begann. Struktur und Licht, das sind die beiden Leitsterne, denen Heinz Mack während seiner imponierend langen Künstlerlaufbahn stets gefolgt ist. „Taten des Lichts“, so lautete denn 2018 der Titel einer Sonderausstellung im Goethe-Museum Düsseldorf, die Werke von Heinz Mack in Verbindung mit Goethes „Farbenlehre“ brachte. Bekanntlich war auch der Dichter dem schillernden, nie auszulotenden Kosmos der Farbe verfallen. „Am farbigen Abglanz haben wir das Leben“, das war Goethes Überzeugung. Heinz Mack dürfte ihm beipflichten. Mit seiner aktuellen Düsseldorfer Ausstellung „Malerei im Licht“ liefert er ein weiteres Mal die Probe aufs farbenreiche Exempel.

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