Interview Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen „Das wird ein verdammt guter Festival-Jahrgang“

In einem Monat beginnt das Düsseldorf Festival. Ein Gespräch mit den Intendanten über das Programm, die Sponsoren, die Zukunft.

 Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen, Intendanten des  Düsseldorf Festivals.

Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen, Intendanten des  Düsseldorf Festivals.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Seit 27 Jahren gibt es das Düsseldorf Festival nun schon, in seinen ersten Jahren hieß es Altstadtherbst. Die Intendanten sind geblieben: Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen. Spielstätten sind ein großes Theaterzelt auf dem Burgplatz, Kirchen, Museen, Foyers von Unternehmen, Industrie- und öffentliche Räume in der Altstadt und der weiteren Innenstadt. Längst besitzt das Festival überregionale Bedeutung, auch durch seine Ko-Produktionen mit anderen Festivals. Die rund 60 Veranstaltungen ziehen jährlich über 20.000 Besucher an. Wir sprachen mit Oxenfort und Dahmen über die kommenden Wochen.

Wie wird der Jahrgang 2018?

Oxenfort Vollmundig, hohe Öchsle-Grade und hin und wieder rau im Abgang.

Dahmen Nicht alles wird süffig sein, aber spannend und fordernd immer. Es wird ein verdammt guter Jahrgang.

Gibt es neue Spielstätten?

Oxenfort Ganz neu ist die Kaiserpfalz in Kaiserswerth mit der Uraufführung des Musiktheaterwerkes „Supra“. Ein weiterer neuer Spielort ist im „Silvers“ im Medienhafen unseres Sponsors Wacom.

Dahmen Dort spielt das Streichquintett Wooden Elephant das Album „Kid A“ der Rockband Radiohead – mit ganz unterschiedlichen Instrumenten, die auch aus dem Alltag stammen.

Es geht in diesem Jahr auch wieder hoch hinaus, oder?

Oxenfort Ja, relativ neu sind auch zwei Spielstätten über den Dächern der Stadt: zum einen das „Skydeck“ im „Sign“ im Medienhafen, zum anderen der Raum Jupiter im „Sky Office“ bei McKinsey am Kennedydamm.

Dahmen Ein weiterer toller Ort ist die Kantine der Firma „Sipgate“ auf der Gladbacher Straße, wo die Düsseldorfer Performance-Künstlerin Daniela Georgieva auf die Cembalo-Solistin Elina Albach trifft.

Wie anstrengend ist es eigentlich, Jahr für Jahr etwas Neues erfinden zu müssen?

Oxenfort Es ist aufregend, und es macht immer wieder Spaß. Produktionen anzuregen, umzusetzen und entstehen zu lassen – etwas Schöneres gibt es kaum.

Dahmen Tatsächlich empfinde ich es nie als anstrengend. Vielmehr freut man sich als Programmgestalter, wenn man immer auf Neues trifft, das man nach Düsseldorf holen kann.

Wie stabil ist die Finanzierung? Sind die Sponsoren treu?

Oxenfort Ja, die Sponsoren sind treu. Wir haben eine große Zahl von Unternehmen, die teilweise vom ersten Jahr an dabei sind. Natürlich gibt es immer wieder Wechsel, aber grundsätzlich haben wir verlässliche Partner an unserer Seite.

Dahmen Trotzdem ist der Markt unsicherer geworden, und die Zusammenarbeit mit Sponsoren ist immer riskanter für uns als eine feste Subvention etwa durch die Stadt.

Deren Anteil am Etat liegt bei sieben Prozent. Ist das zu wenig?

Dahmen Ein größeres Engagement der Stadt oder anderer öffentlicher Geldgeber ist für die Zukunft des Festivals unerlässlich.

Oxenfort Die Wertschätzung durch die Stadt ist fraglos vorhanden, und darüber freuen wir uns ungemein. Tatsächlich strahlt das Festival so weit aus, dass es ja auch für die Stadt ein nicht zu unterschätzender Marketingfaktor ist.

Was ist Ihr Geheimtipp für 2018?

Oxenfort Die Eröffnungsproduktion „Kiss & Cry“ der Choreografin Michèle Anne de Mey vereint Tanztheater und Film auf verblüffende und poetische Weise. Einmal bietet sie ein Ballett der Finger, dann fährt eine Miniatureisenbahn und liefert Bilder in Echtzeit auf eine Leinwand. Am Ende entsteht großes Kino.

Dahmen  Ich schwärme für die Produktion „Show“ des Londoner Choreografen Hofesh Shechter. Er choreografiert Tanzabende wie Rockkonzerte: lichtgewaltig, ohne Bühnenbild, dafür mit orgiastischer Wucht. Es ist eine Art Massenritual, dem man sich nicht entziehen kann. Der Mann ist übrigens Schlagzeuger und schreibt die Musik zu seinen Stücken selbst.

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