Lesung im Heine-Institut Vom Auszug in die Fremde

Düsseldorf · Die Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar stellte im Heine-Institut drei Szenen aus ihrem Buch „Ein von Schatten begrenzter Raum“ vor. Eindrücke aus einem Migranten- und Autorenleben.

 Die Autorin Emine Sevgi Özdamar im Heine-Institut

Die Autorin Emine Sevgi Özdamar im Heine-Institut

Foto: Hans-Juergen Bauer/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

(cc) Wer ein 800-Seiten-Buch über sein Leben schreiben kann, obwohl es (hoffentlich) noch lange nicht vorbei ist, hat vermutlich viel zu sagen. Bei der verblüffend kurzen Lesung von Emine Sevgi Özdamar im Heine-Institut hätte man darüber gern viel mehr erfahren. Aber auch die drei kurzen Szenen aus „Ein von Schatten begrenzter Raum“ machten deutlich, wie großartig die 1946 in der türkischen Stadt Malatya geborene Schriftstellerin, Schauspielerin und Regisseurin ihr Migranten-, Theater- und Autorenleben in poetische Sprache fasst.

Es beginnt auf einer Insel in der östlichen Ägäis. Damals, vor dem Jahr 1923, als Griechen und Türken entlang der kleinasiatischen Küste noch in friedlicher Eintracht zusammenlebten. Im frühen Morgenlicht erwacht eine junge Frau, die weiterreisen will, weit nach Westen. Trotz der eindringlichen Mahnungen ihrer Familie: „Du wirst in der Fremde zu einem Niemand schrumpfen.“ In der nächsten Szene ist sie gerade am Pariser Gare du Nord aus dem Zug gestiegen, ohne zu wissen, ob sie in der französischen Metropole tatsächlich eine sichere Bleibe finden wird. Ein verrückter Gedanke: Warum nicht als erste Zuflucht eine Telefonzelle besetzen? Hierzu kommt es glücklicherweise nur für ein paar Minuten.

Vor dem frühen Schluss der Lesung hörte man noch etwas über Sevgi Özdamars Bezug zu Heinrich Heine, den sie im Jahr 1976 in der DDR durch den Theaterregisseur Benno Besson kennen- und schätzen lernte. Auch Heine war ein politischer Exilant, der aus Paris nicht ohne Wehmut auf Deutschland blickte. Bei Emine Sevgi Özdamar heißt es dazu: „Wenn man von seinem eigenen Land einmal weggegangen ist, kommt man in keinem neuen Land mehr an. Dann werden nur manche besonderen Menschen dein Land.“

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