Junges Schauspiel in Düsseldorf Space-Krimi – mit Wal, aber ohne Müll

Düsseldorf · Sie suchten einen Covid-freien Raum und wurden im Weltall fündig. Die Ensemble-Mitglieder des Jungen Schauspiels haben aus ihrer Idee einen Space-Krimi gemacht und mit dem Anspruch der Nachhaltigkeit inszeniert. Eine knifflige Aufgabe, aber jetzt ist „Tatort Orbit“ zu sehen.

 Eduard Lind als Schläger und Felicia Chin-Malenski (re.) als Ermittlerin in „High Noon – Tatort: Orbit“.

Eduard Lind als Schläger und Felicia Chin-Malenski (re.) als Ermittlerin in „High Noon – Tatort: Orbit“.

Foto: Thomas Rabsch

Wo in aller Welt gibt es noch einen Platz ohne Corona? Das war nur eine der Fragen, die sich das Junge Schauspiel im Herbst 2020 auf der Münsterstrasse stellte. Ein spielfreudiges Ensemble aus acht Schauspielerinnen und Schauspielern, eine schöne Bühne, optimale Technik, aber keine Zuschauer. Zusammen mit Stefan Fischer-Fels, dem Leiter des Jungen Schauspiels, suchte die Truppe nach einem Ausweg. Bei „Asterix“ war das jenes gallische Dorf, in dem sich die Römer-Infektion nie ausbreiten konnte. In der alles beherrschenden Covid-Welt bleibt als einziger Freiraum das Weltall, die interplanetare Unendlichkeit, der Orbit.

So war eine Idee geboren, deren kreative Umsetzung am 14. Juni um 19 Uhr ihre Uraufführung an der Münsterstraße feiert. Alle acht Ensemble-Mitglieder wollten zusammen einen Space-Krimi schreiben und dann selbst inszenieren. Es sollte eine richtige Detektivgeschichte werden, mit Guten und Bösen, mit Tätern und Opfern. Großes Überthema aber sollte die „Nachhaltigkeit“ sein. Nach anderthalb Jahren ist aus der Idee ein spielfertiger Theaterabend geworden. Unter dem Titel „High Noon – Tatort: Orbit“ wird die Ensemble-Produktion die Bühne und hoffentlich die Herzen des jungen Publikums erobern.

Jetzt aber zu den Hindernissen auf diesem langen Weg: Da ist zum einen der inzwischen wieder laufende Spielbetrieb. Er sorgte dafür, dass die Darsteller fast nie gemeinsam proben konnten. Dann ist da noch der große Anspruch auf „Sustainability“. Alles wollte man selber machen, ohne viel unverwertbaren Müll zu produzieren.

Für die Kostüme von „High Noon“ bediente man sich im reichen Fundus des Theaters. Was allerdings zur Folge hatte, dass manches Kostüm die Rolle seines Trägers veränderte. Auf der Bühne sollte als einziges Requisit ein Wal erscheinen, komplett aus Plastikabfall zusammengeklebt. Wie leicht hätte man diese Aufgabe an die professionellen Werkstätten des Schauspielhauses abgeben können. Aber auch hier hieß es „Do it yourself“, so dass einige Schauspieler inzwischen zu Experten im Umgang mit der Heißklebepistole wurden.

Ein wichtiger Bestandteil der Handlung sollte auch der Tanz sein. Dafür konnte das Haus den jungen Kölner Choreografen Leon Stille gewinnen. Dann waren da noch die Lichtregie und spannende, nach Orbit klingende Vertonungen. Alles ist rechtzeitig fertig geworden.

Und der Text? Im Laufe der Proben schälten sich drei Hauptfiguren heraus: die mysteriöse Ermittlerin Mystique, ihr Partner in Crime namens Jean l’Energique und ein Mann ohne Gedächtnis. Für die übrigen Darsteller bleibt aber, so verspricht das Ensemble, bei der gut einstündigen Geschichte mehr als genug zu tun. Wenn sich der erhoffte Erfolg einstellt, soll „High Noon“ in die nächste Spielzeit übernommen werden.

Info „High Noon – Tatort: Orbit“, ab zwölf Jahre, Uraufführung am Dienstag, 14. Juni, 19 Uhr; weitere Vorstellung am Samstag, 18. Juni, 19 Uhr.

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